Die Kartons sind gepackt, Privates sorgfältig verstaut, genauso wie die Kollektionen, die gleich nach Hamburg abgeholt werden. Lächerlich meine Annahme, es würde sich um ein paar Kisten handeln, es sind ganze Stapel von Boxen geworden. Was sich nicht so alles ansammelt in einem Haushalt und in einer Boutique? Zeit für eine Bestandsaufnahme. Geblieben sind die „tiny pieces“, zwei Fundstücke aus den vierziger und fünfziger Jahren von Hattie Carnegie aus den USA.

Als junges Mädchen kam die Designerin Anfang des 20. Jahrhunderts von Wien nach New York, kaufte sich den berühmten Namen „Carnegie“ und baute ein kleines Imperium für Modeschmuck auf. Sie ist in allen einschlägigen Werken verzeichnet.

Vorsichtig lege ich den Fisch auf einen Stein, über den eben noch eine Welle schwappte. Das Tier hat das Maul weit aufgerissen mit einer Perle dadrin (natürlich keine echte) und sieht aus, als käme er direkt aus einer Fabeln von Jean de la Fontaine. An der Flosse leuchtet eine blaue Halbkugel. Die Brosche besitzt die alte Signatur „Carnegie“, € 400.

Der Strand ist leergefegt, keine Muscheln, keine Algen, nur von Ebbe und Flut freigelegte Steine, etwas für Geologen vielleicht. Ich habe einen anderen Blick auf die Formationen, wo kann ich meinen zweiten „Fisch“ platzieren?

Auch diese Brosche stammt von Hattie Carnegie, ein wenig später als die erste, wahrscheinlich in den fünfziger Jahren entstanden, ebenfalls signiert mit Namen und ©. Es ist eine wunderschöne Komposition aus Phantasie-Korallen mit Perlen und Steinen. € 300.

Die Hunde sind schon weit vorgelaufen, und auch ich sollte mich beeilen, denn der Transport hat sich für den Vormittag angekündigt. Trotzdem muss soviel Zeit bleiben, um die Ohrringe von Yves Saint Laurent mit dem Anker zu fotografieren. Ebenfalls ein Kleinod, ein „tiny piece“, eine Rarität.

Es ist eine wunderschöne Arbeit aus dem Atelier von Robert Goossens, signiert auf der Rückseite, Made in France. Heute gibt es dafür das Fundstück Farewell-Angebot von € 600.

Was einmal in großer Anzahl als Modeschmuck, oder wie die Franzosen sagen: „Bijoux Phantasie“, produziert wurde, hat über die Jahre einen Unikat-Charakter erhalten. Ich bin gespannt, wer die neuen Besitzer*innen sein werden.

Heute haben wir noch geöffnet. Die Teile können auch verschickt werden oder in Hamburg abgeholt.