Beginnen wir die Geschichte von hinten: Sie endet glücklich, und wenn noch ein paar Minuten vergehen, dann kann ich auch herzlich über die letzten Stunden lachen. Mann, Samy, Bonnie und ich sitzen im Zug, zwei Koffer, zwei Taschen – übersichtlich. Winterpause Kampen/Sylt, morgen beginnen dort die Bauarbeiten. Ein Auszug in zwei Akten, gestern wurden die Kartons abgeholt. Selbst der Hund dachte tiefenentspannt, damit wäre das Gröbste erledigt, weit gefehlt.

Meine Fensterbank ist leergeräumt, minimalistisch das Arrangement der Teile, die mit auf die Reise nach Hamburg gehen: der Elefant, das Schaf, das Wunder-Zepeter, der barocke Leuchter. Ich schreibe, draußen stürmt es. Was noch zu erledigen ist, sollte nicht mehr als zwei Stündchen dauern. (Ich war schon immer unverbesserliche Optimistin.)

Als Erstes musste ich feststellen, dass ich beim Einpacken ganze Arbeit geleistet hatte. Konnte mich nicht entscheiden, auf welche Outfits ich in Hamburg Lust habe. Also habe ich alles eingepackt, wörtlich: alles (!), und dieses Alles ist in den Kartons unterwegs zum neuen Zielort. Es bleibt nur das Babykamelhaar Hemd, das mich schon überall hin begleitet hat, und die kurze Hose (perfekt für Winter-Orkan am Meer).

Babykamelhaar Hemd, Cristaseya. Es gibt noch eins in Größe M, € 800 statt € 980.

Mein Hemd, mein Zuhause, ich hatte schon berichtet. Nachlässig geh ich mit der wertvollen Zeit um und mache ein paar Fotos, komme mir vor, als könnte ich fliegen. Herrlich, ich will nicht weg. Übermütig inhaliere die kräftige Portion Nordsee-Sturm und feuchten Sand.

An Eisbaden ist nicht zu denken, zu hoch schlagen die Wellen, und wieder wird ein großes Stück Strand abgetragen. Ich muss mir meinen Weg oben zwischen den Dünen suchen, da weiter unten alles überspült ist.

Der Rest von Vor- und Nachmittag erzählt sich schmallippig. Das bißchen „Haushalt“ ist eben doch nicht so mal eben getan. Auszug ist Auszug, und überall lauert eine verborgene Ecke, die geräumt werden will. Die Bilder aus den Anfängen von Roma e Toska in Petersburger Hängung die Treppe hoch bis unter die Decke, werden vorsichtig abgenommen und an der Seite gelagert.

Mehr Fotos gibt es nicht. Tief durchatmen, hieß die Divise, nicht fragen, warum überall halbgefüllte Kartons im Weg stehen, auch nicht schimpfen als die Hunde stadtfein gestriegelt werden (ich hatte gerade gesaugt). Nein, ich kann jetzt nichts essen. – Komme mir vor, wie die deutsche Hausfrau, die einen Großputzplan verfolgt.

Kommentar dazu: Ich wäre spießig. – Mal was ganz anderes zur Abwechslung. Auch gut, ich sehe durchaus die Notwendigkeit von „spießig“, laufe klaglos (Jammern hilft eh nichts, verzögert nur den Prozess) trepp-auf, trepp-ab bis nach dreimal so vielen Stunden alles säuberlich dort ist, wo es für die nächsten zwei Monate sein soll.

Bye-bye Meer, bye-bye Sylt. Zu Ostern sind wir wieder da. Bis dahin geht’s in Hamburg weiter mit vielen neuen Ideen. Und wenn die Kartons ausgeliefert sind, dann kann ich mich mindestens viermal am Tag umziehen, sofern mir der Sinn danach steht. Ganz und gar nicht spießig.