Es ist nachmittags, und ich sitze versunken im Gespräch, dazwischen die Kunst. Es ist abends mit dem warmen Licht der alten Lampen und der frischen Kerzen, ich liege im Bett, umgeben von Kunst. Und genauso wache ich morgens auf, im Tempel von 1844 im Hinterhof der Neustadt, wieder zwischen Kunst. An den Wänden, die von Krieg, Zerstörung und provisorischen Existenzen erzählen, hängen die Collagen von Claus Clément (1939 – 2021), Werbeprofi, Kleinverleger, manischer Sammler und Künstler.

Claus Clément, Collage zwischen € 400 – 800. Schale Martha Katzer (€ 540), Vasen Mid-Century.

Thomas Holthoff und ich holen seine Bilder aus den Kartons, arrangieren sie in Petersburger Hängung, genauso wie es ihm wohl gefallen hätte, eng an eng, wie eine Tapete, die die Welt spielerisch, dadaistisch und irritierend zusammenzusetzt.

Unwillkürlich muss ich an Kopernikus denken, der den Kosmos zerlegte und neu ordnete, oder an Kurt Schwitters und seinen Merzraum. Der Blick auf den Alltag, die Kunst, den schillernden Konsum erhält einen anderen Fokus. Der Künstler entscheidet, was wichtig ist, bringt alles auf eine Ebene, banalisiert, um es dann in der Montage wieder vielschichtig zu machen. Er jongliert mit unseren Seherfahrungen und unserem Wissen.

Der Prozess des Zerlegens ist Teil der Arbeit. Mit der Schere, mit dem Cutter-Messer oder einfach mit den Finger abgerissen, werden die Motive aus ihren ursprünglichen Kontexten geholt, um ihnen ein neues Narrativ zu geben.

Ich liege im Bett, schreibe meine eigenen Geschichten und schaue dabei immer wieder auf die Mona Lisa. Sie lächelt, sie schweigt, verschämt, weil ihr etwas Kokettes entwischt ist oder sie gar ein Geheimnis verraten hat …?

Eine Männerhand hält ihr den Mund zu, sanft aber bestimmt. Psst, nichts wird preisgegeben. Und so liege ich und die Minuten verstreichen, zwischen Kunst und dem, was C.C. (Claus Clément) erzählen wollte. Was ich daraus mache in meinen Parallelrealitäten addiert sich dazu.

“Papier – nichts als Papier”, so heißt die Überschrift zu seinem Katalog. “Der Fehler fängt schon damit an, wenn einer sich anschickt Keilrahmen und Leinwand zu kaufen”, soll Beuys gesagt haben.

Es ist der ewige Wunsch des Künstlers, ein Teil des Lebens zu werden. C.C. hat es für sich gelöst, er ist der poetische Verwerter unserer hochglanz-bedruckten Welt, und ein wenig spiegelt sich darin auch der Tempel, das Drinnen und Draußen.

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