„Alle Kinder bis auf einen werden erwachsen“, heißt es bei Peter Pan. Und dann nimmt uns der Junge mit auf eine Insel fernab der Realitiät. Es ist Montag, fliegen wir raus aus unserem Grau in ein Kinder-Nimmer-Land. Die Mode war noch nie so eskapistisch wie in diesem Herbst, schreibt die französische Vogue, sie flieht in eine Scheinwelt und Illusion. Ich überlege, ob es in meiner Kollektion ebenso ist oder ob sie in ihrer Vielschichtigkeit eventuell sogar näher an der Wirklichkeit ist als gedacht.

Vielleicht ist diese Frage überflüssig. Träume haben ihre Existenzberechtigung, und wir dürfen ein wenig schweben in unseren Parallelitäten. Statt Flucht soll es jedoch ein beherztes Schreiten sein, ein Drehen und Tanzen mit einem schelmischen Blick über die Schulter, als würde man einem alten Freund zulächeln oder ein Fabelwesen von früher entdecken.

Eine dicke undurchdringliche Regen-Suppe liegt über der Insel und lässt den Horizont verschwinden. Menschen gehen am Strand entlang, eingehüllt in ihre Wintermäntel, mit dicken Wollschals und Mützen auf dem Kopf. Ein wenig verwundert schauen sie zu mir rüber und versuchen, beinahe verschämt mich mit meinem Stativ zu ignorieren. Passt für sie irgendwie nicht hierhin.

Einmal von Links in die Kamera schauen, einmal von rechts. Die Haare weht der feuchte Wind durcheinander. Die Schmetterlinge auf dem Stoff flattern mir gleich davon. Die Farben sehen aus wie in meinem Tuschkasten von früher, in dem sich alles vermischte. Mit dem Pinsel tauchte ich in das Blau und anschließend in das Grün. Ich rührte so lange, bis ein kräftiges Petrol entstand. Und dann noch das Schwarz dazu, bis alles so schmutzig aussah, dass ich den Blechkasten mit den bunten Farbtöpfen unter dem Wasserhahn wieder auswaschen musste. (Darüber schreibe ich übrigens ein Kapitel in unserem Buch).

Wie wäre es wohl, wenn die Wellen meine Bluse mitnähmen tief bis auf den Grund des Meeres? Dann würde die Waldlichtung zu einer Unterwasserlandschaft werden, und die Bäume verästelten sich wie Korallen. Es gäbe keinen Mond aber weiße glänzende Seeanemonen, die in der Strömung hin-und-her wiegen. Die kleinen Monster spielten mit den Krabben, und statt Pilzen wären es Quallen, die das Bild bevölkern.

Wenn ich ehrlich bin, dann steckt in mir eine gehörige Portion Peter Pan, nur das ich darüber erwachsen geworden bin. Wer Lust hat, folgt mir für einen Moment auf meine Insel im Nebenmeer.

PS: Die Bilder sind mit KI in Cartoons transformiert. Mein neues Spielzeug während der Zugfahrt nach Hamburg.