Spielen wir einmal Ethik-Kommission und bilden uns dafür eine Meinung. Die Aufgabe ist schwierig. Was macht Chanel mit seinen russischen Kundinnen? Die Geschäfte in Russland sind geschlossen. Es gibt ein klares Bekenntnis des Unternehmens, weder dort noch dorthin zu verkaufen, und damit geht es konform mit dem EU Verbot von „Verkauf, die Lieferung oder Weitergabe von Luxusgütern an natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen in Russland oder zur Verwendung in Russland.“ Es betrifft Waren von über €300 und damit fast die gesamte Palette von Chanel.

Weiter heißt es offiziell aus der Firmenzentrale: „Wir haben ein Verfahren eingeführt, um Kunden, deren Hauptwohnsitz uns nicht bekannt ist, zu bitten, zu bestätigen, dass die von ihnen gekauften Artikel nicht in Russland verwendet werden“.

Natürlich gab es einen Aufschrei unter den russischen Käuferinnen und Influenzerinnen weltweit, sie sprachen von „Russophobie“ und es kursieren seitdem Videos im Netz: Destroy your Chanel.

Wie ist unsere Meinung dazu? Ist es mutig von dem Unternehmen, die ethischen Prinzipien über den Kommerz zu stellen? Oder schränkt es die Freiheit des Individums ein. Nicht jede Russin ist eine Kriegsbefürworterin. Ich bin neugierig, was Ihr denkt, wie ihr entscheiden würdet als Chef:in von Chanel.

Toska (24) und ich haben den Fall intensiv diskutiert. Sie würde solch ein Dokument nicht unterzeichnen, und ich, als Head of Chanel, würde das Geld nehmen, um es zu 100% an die Ukraine weiterzugeben. Das Marketing: Buy a Chanel und unterstütze Freiheit und Demokratie. Das Statement würde ich mir unterzeichnen lassen bei Vorlage des russischen Passes. Wie sich das wohl anfühlt für die Käufer:innen?!

Wir spenden von jedem Roma e Toska Einkauf € 50,00 an die Nothilfe Ukraine.