Sie ist viel schöner, als auf dem Foto, das ich im Titel zeige: Masih Alinejad, die iranische Journalistin, die gestern von der Hamburger Initiative für Menschenrechte ausgezeichnet wurde. Aus den USA ist sie zugeschaltet, eine Reise wäre zu gefährlich. Sie muss sich versteckt halten, von dem FBI geschützt, ihr Leben ist in permanter Gefahr. Dennoch zeigt sie eine Kraft, eine unerschütterliche Klarheit, die uns alle im Saal überwältigt und viele zu Tränen rührt.
Ihre Haare trägt sie offen, allein dafür könnte sie in ihrem Land ins Gefängnis kommen, vergewaltigt, getötet werden. Sie hat andere aufgefordert das Kopftuch abzulegen und auf die Straße zu gehen, den Wind in den Haaren, für Freiheit, für Leben, für Selbstbestimmung, gegen das Terror-Regime.
Sie hat die Frauen im Iran gebeten, ihr Fotos und Videos davon zu schicken, die sie auf Instagram postete. Daraus entwickelte sich die größte moderne islamische Revolution, die die Mehrzahl der dort Lebenden erfasst, mit einer Hyme: „Baraye“ („Because, Wegen …“), die vorgestern den Grammy Award in der neuen Kategorie „Best Song for Social Change“ erhielt.
Es war keine geringere als Jill Biden, die Ehefrau des US-amerikanischen Präsidenten, die den Preis verlieh, der Sänger Shervin Hajipour steht im Iran unter Hausarrest, das Posten und Teilen seines Songs wird mit einer zehnjähriger Gefängnisstrafe geahndet. Millionen wurden trotzdem zu seinen Followern. Er hatte einfach die Wünsche aller aufgeschrieben und gesungen.
Als am Ende die junge Sängerin Ayda Rastgoo das Lied am Flügel singt, stehen alle im Saal der Bucerius Law School auf, Männer wie Frauen, und die große iranische Gemeinde singt mir, wir anderen klatschen dazu, nun muss ich auch weinen. Wie stand es bei Ece Temelkuran: Die jungen Frauen wollen nicht viel, nur anständig leben, in Freiheit.
„Was ist, wenn wir gewinnen?“, zitiert die Journalistin Natalie Amiri in ihrer großartigen Rede eine iranische Freundin. Dann müssten wir keine iranischen Bomben mehr fürchten, dann gäbe es keine bedrohlichen Bande zwischen China, Putin Russland und dem Iran, keine Waffenlieferung an Despoten, keine 20.000 Widerständler und Intellektuellen in den Gefängnissen, dann stünde vielleicht eine Frau als Präsidentin an der Spitze, und es gäbe friedvolle internationale Partnerschaften.
Der Song ging und geht um die Welt: Coldplay in Argentinen. Ich höre ihn und bin wieder zutiefst bewegt. Mittlerweile liege ich im Bett, den Abend und die Reden in mir tragend. Was wäre, wenn sie gewinnen würden?! – Warum denken und glauben wir nicht an das Gute im Menschen, dass es gelingen könnte, die Richtigen an der Macht zu haben?
Und noch eine Variaten des Liebes finde ich in den sozialen Netzwerken von den Künstlern aus Quebec/Kanada, wo Romas Freund Nico herkommt. Er war gerade für Ausgrabungen in Saudi Arabien und konnte Zeuge der unerträglichen Unterdrückung gegen Frauen werden.
Es wird Zeit für ein WIR, ein TOGETHER, das politischen Druck aufbaut, das für ein Umdenken unserer demokratischen Regierungen sorgt. Die Menschen im Iran brauchen Beistand von außen, das ist die starke Botschaft am Ende des Abends. „Baraye“, „Because …Wegen …“ – Deswegen habe ich das Lied so oft eingefügt, damit es uns in den Tag und darüber hinaus begleitet, bis wir seine Melodie mitsummen auf den Straßen, durch die wir gehen dürfen mit unseren Haaren im Wind.
(Hamburger Initiative für Menschenrechte. Spendenkonto: DE98 2004 0000 0628 6587 00)
Birgit – thank you for sharing this inspiring post! x Sharon
Oh Birgit, allein Deine Mail rührt mich schon zu Tränen: Eine Gabe, wie Du den Abend zusammenfasst und das Anliegen weiter trägst. Bis heute Abend?
Bis heute Abend!!