Kaum sind die einen raus, sind die nächsten schon wieder drin. Mein Chambre d’Amis im alten Kapitänshaus und Flagship Store von Roma e Toska wird zum neuen „Destination Store“ und zum „Place to be“, wie es trendy heißt, so erscheint es mir jedenfalls. Katrin Ollech ist zurück in Berlin ohne Meer, Ralf und Falk von maison f. sind in Hamburg mit der Verbindung zum Meer, und bei mir (mit Meer) ist alles neu und hübsch dekoriert.
Heute Morgen schrieb ich für Sylt Life über mein Kapitänshaus, das gar nicht meins ist und sich doch so anfühlt, wie es dort steht inmitten von Kampen, gegenüber dem alten Dorfkrug und zwischen den Hortensien und Stockrosen, die mein Mann gepflanzt hat.
Er wollte einen altmodischen Garten schaffen, ein „Biotop“, in dem die Schmetterlinge sich versammeln, die Bienen summen und die Vögel sich ihre Würmer picken. Es ist ihm gelungen, die Leute bleiben stehen und machen ihre Fotos.
Ich bin für das Innen zuständig, für die Vielfalt von schönen Dinge mit Unikaten und Kleinserien, die inspirieren, wie mir viele sagen, sowie sie einmal eingetreten sind. Sie schlendern, fassen das eine oder das andere an, drehen sich, verharren, probieren und verändern sich ein klitzekleines Bisschen, das ist viel.
Genauso wollte ich es haben in meinem Kapitänshaus, das vor über sieben Jahren auf mich wartete, bis ich endlich meine Pläne soweit sortiert hatte, dass ich bereit war für den Sprung von Harrods und Tsum, von Mailand und Kuwait zu einem eigenen Geschäft, in dem Mode endlich nicht mehr die Ware an der Stange ist, sondern eine ganz eigene Welt entfaltet.
Die Fotografie „Daily News“ von Peter Büchler wandert heute mit den neuen Besitzern nach Berlin, die Mona-Lisa-Collage von Claus Clément ist ins Rheinland gereist. Nun hängen dort eine Lithographie von A.R Penck und eine Kugelschreiber-Zeichnung von Claudia Rösger, umgeben von Keramik und dem Lobster von Klaus Dupont.
Die große Cashmere-Stola mit dem „Jelly Fish“ von by-told liegt über dem alten Thonet Stuhl, der schon einiges erlebt hat in den letzten hundert Jahren. Darauf gefaltet die Vyshyvankas aus der Ukraine. Ich habe sie gern, meine Menagerie, die den Eintretenden eine ganze Portion kurzweilige Betrachtung abverlangt.
Wie sagte Eduard Brinkama, der berühmte Vater meines ehemaligen Vermieters in der MILCHSTRASSE 11: Wer will schon ein Geschäft, bei dem man von draußen durchs Fenster alles sehen kann?! – Ich nicht. Selbst wenn eine Kundin es etwas ruppig als „Sammelsurium“ bezeichnet, so weiß sie doch, dass es sich um ein außergewöhnliches „Sammelsurium“ handelt und verweilt ein wenig länger als gedacht …
Wenn es dann Abend wird, und die Gespräche und die Musik vom Dorfkrug herüberklingen, dann bleibt die Tür vom Kapitänshaus trotzdem geöffnet. Ich decke den Tisch im letzten Sonnenlicht mit den Teller aus Melamin, den schlichten Gläsern und den Servietten aus Leinen für die Freunde zum Dinner. Summertime on Sylt! Nur die Mode sieht besser an uns aus, als am Bügel, davon morgen mehr.
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