Gestern Abend war ich eingeladen zu einem Gala-Abend der Achse e.V., die sich zur Aufgabe gemacht hat, seltene Krankheiten, die „Waisenkinder der Medizin“, zu erforschen und den Leidtragenden zu helfen. Der Abend wurde organisiert von Saskia de Vries, die Auktion geleitet von Christiane Gräfin zu Rantzau, Chairman Christie’s Deutschland. Der Dress-Code: sommerlich-elegant.

Halbschuhe Taglia Scarpe (€ 390)

Die passenden Schuhe zur Marlene-Hose von Yves Saint Laurent (Asien Kollektion, 1977) sind in Hamburg. Ich wähle das Pendant mit bedrucktem Fell, dazu die Ruwenzori Bluse, die Vintage Celine Tasche, den Blazer, maßgeschneidert aus der Savile Row in London, vom Cousinchen geerbt. Eine verrückte Mischung, echt Boho-Style und der perfekte Kontrast zum klassischen Sylter-Edel-Look.

Mein Tischnachbar scheint Typ „Bürokrat“, wie ich mit einem Blick enttäuscht feststelle. Weit gefehlt, das Gegenteil ist richtig, es dauert nicht lange und wir sind in verschiedenste Themen vertieft. Er ist verantwortlich für die „seltenen Gelegenheiten“, die außergewöhnlichen Begegnungen, die am Abend versteigert werden.

Ob ein Drink und Gespräch mit dem legendären Galeristen Rudolf Zwirner oder ein Abend mit einem Astronauten, er schafft es, dass diese herausragenden Persönlichkeiten ein wenig von ihrer kostbaren Zeit opfern. Ich frage ihn, wie ihm so etwas gelingt. Und mit einem Schmunzeln verrät er mir, dass er ihnen eine Art „Liebesbrief“ schreibt.

Wie wunderbar, wir strahlen uns an, ich habe unerwartet einen Gleichgesonnenen gefunden, denn ich verfasse auch gern Liebesbriefe, könnte daraus eine Profession machen. Wem würde er am liebsten den nächsten Brief schicken?

Er muss nicht lange nachdenken: Friederike Otto, Physikerin und promovierte Philosophin, die eine wissenschaftliche Methode entwickelt hat, übliche Naturkatastrophen von Klimawandel-Katastrophen zu unterscheiden. Ihr Buch darüber ist ein Bestseller geworden: „Wütendes Wetter“. (Schon bestellt! Rezension folgt.)

Der Rest des Abends ist der Charity gewidmet, mein Gegenüber hat diverse offizielle Aufgaben, er referiert, dass er selbst an einer seltenen unheilbaren Krankheit leidet. Schön, dass wir das Tischgeplaudere hatten, das uns weit vom Mainstream-Smalltalk hinausgetragen hat und mich nachhaltig inspirierte. Wem würdet Ihr einen „Liebesbrief“ schreiben für ein exzeptionelles Treffen?