Gestern kam sie an, eingepackt in alten Kartondeckeln, üppig umschlungen mit Tapeband, kritzeliger Aufkleber: die rote Olivetti Valentine aus den siebziger Jahren. Entworfen hatte sie Ettore Sottsass 1969 für das italenische Unternehmen, und seitdem ist sie eine Inkunabel des Industriedesigns im 20. Jahrhundert.

Sie besitzt etwas Fröhliches, Optimistisches, frech ihr Lippstick-Rot und wie sie sich in ihre Kofferhülle schiebt mit dem eingebauten Deckel und Griff an ihrer Rückseite. Revolutionär und so viel mehr, als das, was man bis dahin unter einer Schreibmaschine verstand.

„Today, the typewriter has become an object you’d carry with you, much like a jacket, shoes, or a hat — things that come and go, and that we tend to downplay more and more,” sagte ihr Erfinder. Wohlgemerkt, wir sind noch Jahrzehnte vom portablen Computer und Smartphone entfernt.

Olivetti Valentine von David Bowie, 2016 bei Sotheby’s für $56.565 versteigert.

Ein Exemplar der Olivetti Valentine steht im Museum of Modern Art in New York. David Bowie schrieb auf ihr zahlreiche seiner Songtexte. Sie war am Set von Stanley Kubricks „Clockwork Orange“. Vielleicht stritten sich über ihre Tasten hinweg auch Liz Taylor und Richard Burton, auf jeden Fall besaßen sie eine…

Und ich tippte zwischen 1986 – 1988 auf ihr die Recherchen und Interviews für meine Doktorarbeit in Kunstgeschichte, meist auf irgendwelchen Bahnhöfen oder aus Zügen heraus. Sie gehört also auch zu meiner Geschichte.

Warum ich wieder eine besitzen wollte? Zurück in die Zukunft! Jedes Medium erfordert eine besondere Art zu denken. Schreibe ich mit dem Pfüller oder auf dem Computer, diktiere ich gar ins I-Phone, meine Formulierungen weichen jedes Mal voneinander ab, es gibt stilistische und inhaltliche Unterschiede.

Der kräftige Anschlag auf der Valentine und das Pling am Ende der Zeile. Langsam murmele ich die Worte vor mich hin und fange sie ein. Buchstabe für Buchstabe. Klack. Klack. Klack! Meine Verschreiber bleiben sichtbar …

Ich eigne mir etwas Vergangenes an, um es neu zu entdecken. Es hat mit Schönheit zu tun, mit Freiheit, mit einer Intensität, die außergewöhnliche Dinge ausstrahlen, auch wenn sie aus der Zeit gefallen sind. Ich umkreise sie, ein wenig ängstlich, vorsichtig, neugierig. Mache mich wieder vertraut.

Mit dem roten Köfferchen geht es zukünftig auf Reisen, mal nah, mal fern, oder einfach nur um die Ecke… Wartet ab, Ihr bekommt sie zu sehen und zu lesen: Meine Red Valentine Typwriter Geschichten in 2024.