Jeder von uns hat eine Mutter, manche auch zwei, feiwillig gewählte oder ernannte, geliebte oder ungeliebte mit dem leidigen Zusatz „Stief…“, dazu kommen die Großmütter und Urgroßmütter. Und eine Menge von uns sind selbst Mütter von Töchtern, die bald wieder Mütter werden könnten. Wir stecken mitten drin in einer komplizierten Verkettung von Traditionen, Normen, Ansprüchen und teilweise überkommenen Vorgaben. Es gibt also dringenden Anlass, sich zu befragen, was das Muttersein ausmacht.

Ich schreibe einen offenen Brief an meine beiden Töchter, Roma (28) und Toska (25):

Liebe Roma, liebe Toska, morgen ist Muttertag, und statt dass ich mich feiere als Mutter, denke ich viel mehr darüber nach, was das denn bedeutet für mich in meinem Leben. Ich wollte immer Mutter sein, aber meine Mutter und wieder deren Mutter sprachen es mir ab. Nein, dass könne ich nicht, dafür wäre ich nicht geschaffen … Ich entsprach nicht ihrem Bild von dieser Rolle …

Und was ist das für ein Bild? Windeln und waschen, kochen und putzen, Schularbeiten betreuen, Schulfahrdienste, Geburtstage ausrichten …? – Keine Ahnung. Bei uns hieß es immer: „Überleben trotz Mutter“, und dann haben wir uns alle totgelacht. Schon damals waren die beiden kluge, starke kleine Mädchen, die die Dinge lernten, selbst zu regeln.

Ein wenig verschämt erinnere ich mich an all die schrägen Momente, in denen ich komplett versagt habe. Einmal gab es Essen aus der Mülltonne, weil ich ausversehen ein Stück Filetsteak entsorgt hatte. Ein anderes Mal habe ich wütend ihre Kleiderschränke umgekippt, damit sie endlich aufräumen. Mütter sind keine Heiligen. Ich habe immer gesagt, was auch passiert, wir versöhnen uns am Ende.

Foto: Pressebild.de/ Bertold Fabricius, 2006

Als sie noch Kinder waren, habe ich sie einfach das Badezimmer streichen lassen, damit ich ungestört eine TV-Serie am Telefon verhandeln konnte. Ging schief. Hart haben wir später die Uhrzeit für das nächtliche Zurück-nach-Hause diskutiert. Ständig litt ich unter zuwenig Schlaf, stand im Kreuzfeuer der Kritik.

Roma im Paillettenkleid zur Abifeier.

Unserer Generation fehlten noch die Vorbilder für „Working Mum“. Wir mussten uns irgendwie neu erfinden als Ehefrau, Mutter und selbstbestimmt in dem, was wir sonst so sind (oder was über viele Jahre von uns noch so übrig blieb am Ende des Tages).

Roma und Toska. Bitte nicht noch einmal die Pubertät

Ich hasse bis heute Lady’s Lunches, bei denen die Damen von ihren hochbegabten Kindern prahlen. Ich sag dann immer, ich habe zwei „misratene Töchter“ und platze innerlich vor stolz, weil sie so sind, wie sie sind. Auch nehme ich es wortlos hin, wenn mich wieder eine dieser Übermütter zweifelnd anschaut, weil sie mir es nicht zutraut, dass ich auch Mutter sein kann.

Ich übe, was soll ich sonst sagen, mein Leben lang, keineswegs mit dem Anspruch perfekt zu sein. Ich bin nicht die Freundin meiner Töchter und auch nicht deren Managerin. Ich lasse Raum für den Vater, der es auf seine Weise mindestens so gut macht wie ich. Und wenn es wirklich brennt, bin ich da, ohne Diskussion! – Fortsetzung folgt!

Für alle, die an diesem Wochenende online Roma e Toska bestellen, gibt es ein kleines Geschenk, dann doch dem „Muttertag“ gewidmet, oder besser von mir an Euch Frauen, die wir es gewohnt sind, vieles ständig und klaglos gleichzeitig zu machen.