„… zwischen meinen bunten, plätschernden Gedanken“, schreibt Else Lasker-Schüler, „würde ich mir am liebsten einen Turm bauen lassen ohne Türen“. Die Satzfetzen stehen gleich auf den ersten Seiten ihres Briefromans „Mein Herz“, 1912 erschienen. Spontan pflichte ich ihr bei, wie schön es klingt, wie verführerisch absurd und doch so ehrlich. Ich lese weiter, an der Haltestelle, zwischen Spät-März Nieseltropfen, unterm Regenbogen, im Bus, am Schreibtisch, auf dem Sofa.
Um mich herum entfaltet sich die eigenwillige Welt einer wortgewaltigen Erzählerin, die Bilder in Bilder schiebt bis daraus ein wahrhaftiges, ausgedachtes, verrücktes Leben wird. „Ein Liebesroman“ steht unter dem Titel, eine ungezügelte Verliebtheit in sich selbst und in ihre Zeit, würde ich es nennen.
Ob ich auch so schreiben könnte wie sie, frage ich mich. Manchmal vielleicht, wenn ich meinen inneren Sätzen freien Lauf lasse, mit Wörtern male wie ein erwachsenes Kind, um ihnen einen neuen Sinn zu geben.
Aber, warum sich vergleichen mit einer, die sich nie vergleichen ließ in ihrer Größe und Großzügigkeit mit sich umzugehen, als wäre jede Stunde ihre letzte.
„Ich werde Dir mein Wort nicht halten können und vor Morgen schon in meinem Bett liegen“, schreibt sie, und ich sehe die Gaslaternen sich in den nächtlichen Pfützen der Großstadt spiegeln.
Zwischen den Seiten probiere ich ein paar Outfits, kombiniere mit Vintage Teilen; Yves Saint Laurent, Issey Miyake, der alte Pullover von Ann Demeulemaster, mache ein paar Fotos, blättere um und lese weiter: „Ich wäre gern so sans façcon … fortgegangen“.
Am Freitag, den 31. März 2023, ab ca. 16:00 Uhr, gibt es den vorerst letzten „Secret Salon“ oben im Tempel von 1844. Ich weiß schon, wie die Szenerie sein wird, mit Kerzen zwischen Bildern, um über dieses Buch zu sprechen: Else Lasker-Schüler, Mein Herz. Anmeldung unter: info@romaetoska.de
Schreibe einen Kommentar