Es dauerte fünf Stunden, und dann war alles im Roma e Toska Kapitänshaus in Kampen auf Sylt komplett umgekrempelt. Kein Stück stand oder hing mehr dort, wo es noch am frühen Morgen hingehörte. Der Raum mit den alten Delfter Fliesen wurde gelehrt für die Jungs (Ralf und Falk) von Maison F., meinen Nachbarn in der Poolstrasse in Hamburg-Neustadt. Sie waren angereist mit Kisten und Schachteln, in denen exquisites Homewear schlummerte.

Und wenn ich schon mal dabei war, alles umzuräumen, so wurde es zum Großputztag mit neuen Arrangements und Dialogen von all den schönen Dingen, die mich so umgeben und meine Kollektionen inspirieren.

Auf dem alten Tisch (um 1800) steht der Blumenstrauß, der noch von meinem Geburtstag überlebt hat, die große Schale von Gustav Henkel (1930), der Stapel von Tellern von Martha Katzer, ebenfalls aus dieser Zeit, der Lobster von Klaus Dupont, geerbtes Porzellan von Tante Hau aus London, die Collage von Claus Clément und darüber “Daily News” von Peter Büchler aus Berlin. Ich kann mich nicht sattsehen an den Details.

Klaus Dupont Objekt, Steinbild Krzysztof Tyszkiewicz, Vase und Dose Hildegard Delius, Vase Janna Reckert-Cordua

Dazwischen kommen Kundinnen mit und ohne Ehemänner, probieren, plaudern, steigen über Hunde, vorbei am Staubsauger, über Kisten. Ich entschuldige mich am laufenden Band, sie finden es gut so, sind neugierig, wie sich alles wandelt und werden eingeladen zur spontanen Preview am frühen Abend. Nebenan nimmt es Formen an.

Das Geschirr von Richard Genori (seit 1735), Made in Italy, das Besteckt mit den Korallen, Leinenservietten, der Oktopus Kerzenständer. Wie sagte ein Bekannter einmal zu mir: “Das Leben ist zu kurz für Papierservietten”. Richtig so, es verlangt nach Stil und den Objekten, an denen sich das Augen erfreut.

Der Tisch ist gedeckt mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es schon immer so gewesen, hier im Chambre d’Amis, an der Küste, wo man eigentlich nur Zwiebelmuster kennt. Es weht ein Hauch von Côte d’Azur durch’s Haus.

Wohin man schaut, gibt es etwas zu entdecken und entstehen neue Wahlverwandtschaften, wie die Ecke mit den Koi-Vasen aus der Manufaktur Reichenbach, dem Spiegel aus Schweden um 1800 und den Fliesen an der Wand aus der Zeit um 1680.

Draußen vor der Tür ist das Melamin-Geschirr drappiert. Melamin ist eine Harzverbindung, die vor allem für Camping- und Kindergeschirr verwendet wird, leicht und unkaputtbar.

17:00 Uhr. Es ist mir gerade noch gelungen in den anderen Rock zu schlüpfen (siehe unten), dann kommen auch schon die Gäste und Freunde. Keine Fotos, ich laufe von oben nach unten, von rechts nach links, um mich herum eine illustre Gesellschaft in einem wunderschönen Ambiente: Maison F. und Roma e Toska side-by-side. Die Verkaufsausstellung dauert noch bis zum 30. Juli 2022