… im Friesenland, ein Kirschbaum in seinem Garten stand, und kam die goldene Frühlingszeit und die Blüten leuchteten weit und breit … – Ich musste einfach das Gedicht von Theodore Fontane aus dem Jahr 1889 für unseren Maianfang 2023 adaptieren. Wer kennt sie nicht, die Ballade als spätromantische Schilderung von Idylle und Güte mit dem Herrn Ribbeck auf Ribbeck, der für die Mädchen und Jungen immer eine Birne und ein liebes Wort bereit hielt.

Seit ein paar Tagen haben sich die Blüten des alten Kirschbaums vor dem Kapitänshaus geöffnet und tun es noch weiter, wenn zu der Sonne sich ein wenig Wärme gesellt. Die Spaziergänger bleiben stehen und machen ein Foto. Es wird zu ihrer Erinnerung, Jahr für Jahr.

Paul Dresler, frühe Keramiken € 240 bis € 320

Und so strotzt und trotzt dieser Garten mit seinen altmodischen fröhlichen Gänse­blümchen, dem Löwenzahn an der Backsteinmauer und dem Bistrotisch mit den kippeligen Holzstühlen der sorgfältig designten Vorgarten-Kultur rundherum.

Wieder stellt sich mir die Frage: Was ist schön? Es der berühmte Streit zwischen den Philosophen Kant und Hegel. Bei dem einen ist es vereinfacht gesagt, das interesselose Naturschöne, bei dem andere kann nur die Kunst das Schöne hervorbringen, sprich das, was wir Menschen gestaltet haben.

Schale fünziger Jahre, unbekannt (€ 140), kleine Vase Martha Kazzer (€ 120), Paul Dresler graue Vase (€ 300)

Es wäre zumindest eine lebhafte Diskussion wert, wenn man so neben­einander durchs Kampener Dorf schlendert, über die Braderuper Heide wandert, am Strand vorbei an der Sturmhaube oder wo auch immer wir stecken zwischen Natur und Kultur. Was ist schön?

Klaus Delius, Schale, Hamel 1930 (€ 160). Paul Dresler, Kleiner Krug, 1930 (€ 160)

Ungeachtet der ästhetischen Definitionsversuche seit der Antike arrangiere ich meine Still­leben unter dem Kirschbaum, denke an Theodor Fontane, suche Bildausschnitte, die an japanische Holzschnitte erinnern, und genieße den Reichtum von Formen und Farben um mich herum.

oben: Martha Kazzer, Schale und Teller (zus. € 580), unten: Ardmore: Teapot € 990, Zebra-Schale € 450, Unikate

Die Keramik von Paul Dresler und Martha Kazzer aus den 1920er bis 1950er Jahren, die Kissen von Ardmore aus Südafrika und das „Erbe“ von Bistro-Tisch und Stühlen aus Frankreich. „Haben so viele schöne Stunden mit ihnen verlebt“, schreibt die befreundete Nachbarin. „Wir werden die Tradition fortsetzen“, antworte ich. Auch das hat etwas mit Schönheit zu tun, das Bewahren.

Heute Morgen um 5:00 Uhr sah der Kirschbaum so aus, man hätte einen Rahmen darum ziehen können. Nicht vergessen: IT’S A DIENSTAG mit Frieda Kappich: die Kleider der Bilder, ab ca. 17:30 Uhr. Freu mich später auf Euch.