Wir rahmen sie ein, rechts Carmen, links ich, in der Mitte Frida Kappich, unser Talkgast am gestrigen IT’S A DIENSTAG. Sie ist verantwortlich für die „Kleider der Bilder“, wie sie ihre Arbeit übertitelt, verleiht den Werken mehr Ausdruckt, hilft ihnen – wie wir KunsthistorikerInnen sagen – die Wand zu halten. Wieder tritt jemand durch unsere Tür in der Poolstrasse 30 in Hamburg mit einer ausgeprägten Persönlichkeit und einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Wir genießen es allesamt, die wir uns an dem Abend zusammenfinden.
Ich mag das Foto von uns, wir kommen beide aus Handwerksfamilien und lieben die Kunst. Während ich für den Rest meines Lebens körperliche Arbeit eher ablehne (habe genügend Dächer gedeckt und Ziegelsteine geschleppt), machte Frida eine Ausbildung zur Tischlerin und Restauratorin, lernte das Vergolden und hatte ihre eigene Tischlerei bis zur Geburt der Kinder.
Nach einer Pause für die Familie, konzentrierte sie sich ab 2007 auf die Rahmung von Bildern und bewies hier ihr ganz außergewöhnliches Talent. „Ich kann alles rahmen“, sagt sie, von einer Ming Tasse, die Millionen kostet, bis hin zu den brillanten Off-Set Drucken eines Alex Katz. Je kniffliger umso besser, die Objekte und Bilder sprechen zu einem, wollen entdeckt werden in ihren Akzenten und möglichen „Umgrenzungen“. Exzentrische Kundenwünsche sind eine Herausforderung für das Machbare.
Nimmt man den Beruf ernst, für den es kein eigenes Ausbildungsprofil gibt, so braucht man ein Netzwerk, wie es Frida über Jahre aufgebaut hat mit Papierrestauratoren, Vergoldern und Leistenbauern um sie herum. Materialien muss man verstehen lernen, wie sie sich biegen und wellen, atmen und verändern, egal aus welchem Jahrhundert sie stammen. Die Künstlerin, Handwerkerin und Tüftlerin gibt sich erst zufrieden, wenn alle Details stimmen.
„Bilder sind Skizzen, erst mit ihrer Umgebung werden sie zum Werk“, so schrieb der schweizer Konzeptkünstler Rémy Zaugg, den ich vor Jahren in Hamburg ausstellte. Die Verwandlung beginnt mit dem Rahmen … Und so wie es Frida mit ihrer Begeisterung schildert, spüren wir die Lust, uns darauf einzulassen.
Max ist Künstler, Wolfgang besitzt eine Plastik von Rosemarie Trockel, die eine Fassung braucht, ich besitze eine wunderschöne Fotografie von Joseph Beuys von 1977, die lieblos gerahmt ist. Auch Alex ist in intensivem Gespräch mit Frida. Ich ahne schon, wir werden uns alle bei ihr im Atelier wieder einfinden, direkt hinter Tim Melzers Bullerei in der Schanze.
Mittlerweile trägt sie einen Seiden-Schal von uns. Auch Carmen und ich wissen zu „rahmen“, nur sind es bei uns die Gesichter und die Figuren. Der Abend klingt aus mit einer Viellzahl von Gesprächen. Von der Kunst geht es zur Musik, zur Litertur, zum Film. Es sind die besten Zusammenkünfte, die im Konkreten anfangen und irgendwo enden, sich verästeln, privat werden …
Danke Frida für Deine Zeit, ich weiß, Du hast wenig davon, eine ganze Ausstellung wartet in den Vereinigten Staaten mit über vierzig Bildern. Die Geschichte mit Kevin Costner hast Du ganz am Ende noch zum Besten gegeben, die mit Chagall musst Du mir noch erzählen …
Schreibe einen Kommentar