Dienstag. Es geht um die modischen Befindlichkeiten, wen das nicht interessiert, der steigt am Besten hier aus und bestellt Pizza und Sex. Für alle anderen folgt ein Auszug aus dem „Hübsch-Mach-Tagebuch: 05.43 Uhr: Kurze Jeans, T-Shirt, Day-and-Night Pullover, Cashmere Schal, Daunendecke. Ich sitze am Schreibtisch und arbeite mich durch mein Manuskript. Blick nach draußen, Regen. – 9:30 Uhr nach der Dusche: Mohair-Hosenrock, Socken, Stiefeletten, Strickpullover, Yves Saint Laurent Ketten. Seidentuch. Spaziergang.

10:30 Uhr. Wickelrock, T-Shirt, Vintage Gucci Pullover. – 12:00 Uhr: Leo-Hose, Pullover bleibt, Ruwenzori Tuch … – Der Tag ist noch lang. Wer glaubt, ich würde jemals in Jogginghose verlottern, der hat sich geirrt.

Gestern schrieb mir ein treuer Blogleser, dass er und seine Frau momentan keinen Kopf für Mode haben. „NIX aber auch gar NIX!“ Zum Trost meines Egos addiert er noch „NIX Theater, NIX Restaurant, NIX Urlaub“ hinzu und endet mit: „Such is Corona.“

Ich stimme ihm zu, allerdings halbherzig. Natürlich fehlt uns das Überschwängliche, dass Mode sich mit Anlässen verknüpft. Ich erinnere mich zu gern, als ich mit der Freundin die Treppen in der Musikhalle in Hamburg emporschritt, ein Glas Champagner in der Hand, der lange Tütü-Rock umspielte meine Beine, die Füße in Highheels. Tja, das dauert noch ein wenig, bis wir uns dafür wieder einkleiden können. Aber deswegen laufen wir doch nicht nackt herum, verzichten auf unseren Stil … und die Freude, hübsch zu sein!

Ganz im Gegenteil, wir pflegen den Standard und üben die Kür: Was ist Mode? Es hat etwas mit einer gesunden Portion an Selbstverliebtheit und Selbstachtung zu tun, mit einem inspirierenden Dialog zwischen Innen und Außen. Mein Mann würde nun das „Savoir Plaire“ ins Spiel bringen, den Genuss zu gefallen, zuallererst sich selbst. Und dann denke ich an die Freundin, die in komplett Roma e Toska an den Strand geht und sich einfach nur gut fühlt, wenn sich die Leute nach ihr umdrehen. Geht mir genauso.

Es ist 15:03 Uhr und ich ziehe mich noch mal um, diesmal den schwingenden Rock mit Rautenmuster… bis, sagen wir mal 15:45 Uhr, dann habe ich Vorlesestunde und schlüpfe in die Nadelstreifen Hose mit Pullover. Vielleicht, vielleicht auch nicht … Und was trage ich zum Abendessen? Überraschung (auch für mich!).