FRAUEN UND KLEIDER – „Was wir tragen, was wir sind“, so heißt das Buch von Leanne Sharpton, Sheila Hetz und Heidi Julavits und 561 anderen Autorinnen im Untertitel, 2014 in New York veröffentlicht, ein Jahr später bei S. Fischer in der deutschen Ausgabe erschienen. DIE ZEIT lobte es als „must-have“, die Welt am Sonntag hält es für „das schönste und interessantes Buch über Kleidung, das es je gab“. Bei mir lag es ständig sichtbar seit vielen Monaten im Regal, Anstoß für unzählige Gedanken, nun ist es fällig, hier vorgestellt zu werden.

Das Buch ist auf der Grundlage eines Fragebogens entstanden an Frauen auf der ganzen Welt, einige davon berühmte Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, andere ganz normal in ihren Alltag verstrickt. Was sagt Kleidung über uns und unser Leben aus? Welchen Einfluss haben Mütter, Freundinnen, Ehemänner? Was erzählen sie über unsere Wünsche, Ängste, Träume?

Es ist eine „Liebeserklärung an die emotionale Sprache, die Kleider sprechen“, heißt es im Klappentext. Und recht haben sie damit. Wunderbar die Erzählung von Emily Gould über ihre rosa Tasche von Marc Jacobs, für die sie ihr letzte Geld hergab, und die dann doch irgendwann in der Flohmarktkiste für €10 landete.

Abb: Tütentanz von Leanne Shapton aus „Frauen und Kleider“.

Meine erste Jil Sander liegt auch irgendwo in einem Karton, aber ich erinnere mich sehr genau, wie ich sie kaufte, wie ich sie stolz über der Schulter trug, wie sie auf dem Gepäckträger vom Fahrrad ihre ersten Schrammen kassierte. Oder meine „destroyed“ Gucci, die mich überallhin auf der Welt begleitete und die ich mir immer noch um die Hüften schlinge, so wie gestern auf dem Weg nach Sylt.

Wie schon mehrfach erwähnt, gehörte ich zu den schlecht angezogensten Teenagern der Siebziger Jahre (und das will schon was heißen), die Jeans war eine hässliche Billigmarke, die hinten und vorne nicht saß (wörtlich), der Pullover zu klein, zu groß, auf jeden Fall unangenehm kratzig, dazu ein ausgeleiertes T-Shirt, eine Blümchen-Bluse …. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern. Jedenfalls zählte ich lediglich im Mannschaftssport zu den „most wanted“ girls. Meinen ersten Freund habe ich überredet, sich in mich zu verlieben. Hat nicht wirklich geklappt. Aber man lernt ja dazu, mittlerweile verstehe ich wenigstens das Spiel mit den Klamotten.

Abb: Vintage Balenciaga 1980er Jahre (€ 1.200)

Es gab die Ära mit kleinen Kostümen, Vivienne Westwood mit engen Taillen, Jean-Paul Gautier mit bunten Aufdrucken, Comme des Garçons mit komplizierten Wickelungen und Schnürungen … Immer sagte es auch etwas über mich aus.

Abb: Valentino 1980er Jahre (€ 650).

Mein Mix in der momentanen Lebensphase: passt in keine Schublade. Ein wenig Vintage Yves Saint Laurent, Roma e Toska, ganz viel Schmuck und alles ganz nachlässig selbstverständlich getragen. Einziges Kriterium: gut müssen die Teile sein.

Abb: Blazer Yves Saint Laurent Vintage, Jeans Nili Lotan (USA), Vintage Gürtel hell (€ 189), Kimono Bluse hellblau (€ 298).

PS: Diesen Beitrag widme ich einer ganz besonderen Leserin, die heute Geburtstag hat. Herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich schon über unseren Exkurs zum Thema „Was ist der Unterschied zwischen Anziehen und Schickmachen? Und was hängt alles damit zusammen.