Es ist immer etwas sehr besonderes, Karen Michels an meiner Seite zu haben. Durch Corona fütterten wir uns mit wöchentlichen Lunch-Treffen oben im Tempel. Sie brachte das geistige Essen, ich das Menü von Hej Papa, gemeinsam diskutierten wir die Kunstgeschichte. Nun ist sie unser IT’S A DIENSTAG Gast mit Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit, die kommende große Werkschau in der Hamburger Kunsthalle.

Lachend und plaudernd tauschen wir Anekdoten aus und schlendern in das Thema. Karen hat über die jüdischen KunsthistorikerInnen habilitiert, viele von ihnen waren nach 1933 in die USA emigriert, wo sie auf ein ganz anderes Publikum trafen als in Europa, wissbegierig, aber nicht akademisch. Wie kann man unterhalten, ohne das Niveau der Inhalte herabzusetzen? Diese neue Haltung hat eine ganze Generation von Studierenden geprägt, genauso sie und wie mich.

Mit diesem „Vorwort“ geht es zu Caspar David Friedrich (1774 – 1840), dem Eigenbrötler, spät verheiratet, der Tage allein verbrachte, um den Himmel zu malen. Aber er verstand es wie kein anderer seiner Zeitgenossen, den Geist einer beginnenden Epoche in Bildern festzuhalten. Wir lauschen gebannt.

Was er malte und wie er malte, war so ganz anders als alles Vorherige. Die Landschaft und die Natur traten in den Mittelpunkt, sorgfältig komponiert, symbolisch aufgeladen. Perspektiven und Rückenansichten ziehen uns förmlich in das Bild hinein, machen uns zu subjektiven Betrachtern.

Alex ahmt die Pose des Wanderes nach in dem Vintage Mantel von Pierre Cardin, Stiefel Taglia Scarpe

„Der Wanderer über dem Nebelmeer“ ist sicherlich eines seiner bedeutendsten Werke. Karen lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Figur, die Kleidung, die Pose mit den unterschiedlichen Deutungsansätzen, die bis in das damalige politische Geschehen hineinreichen.

Die nächsten Abbildungen: Christus am Kreuz von hinten dargestellt, undenkbar bis dahin in der Kunst, die Ruine einer Kathedrale, der Mönch am Meer. Caspar David Friedrich fragt immer wieder nach der Sinnhaftigkeit des Lebens, ob es noch einen Gott gibt.

Die Französische Revolution hatte kurz zuvor alles in Frage gestellt, alte Werte gegen neue ausgetauscht. Voltaire machte sich über die „Beste aller möglichen Welten“ eines Gottfried Leibniz lustig. Von Jena aus eroberten die frühen Romantiker mit ihrem Gedankengut gerade Europa und Amerika. Ein neues selbstbewusstes Ich entwickelte sich.

Alexander von Humboldt erfand die Natur und vermaß die Welt, Carl Friedrich Gauß versuchte sie zu berechnen. Napoleon zog durch die Länder und veränderte die Ordnung. Es erwachte ein deutsches Nationalgefühl… – Was für eine Zeit?

Der Titel der Ausstellung in der Kunsthalle bringt Caspar David Friedrich in die Gegenwart. Mit Spannung bleibt abzuwarten, wie die Auswahl und die Hängung sein werden. Vielleicht schenkt sie uns den ersehnten Moment des Innehaltens, wofür diese Werke auch gedacht waren. Danke Karen, wie Du uns Kunstgeschichte lebendig gemacht hast.

Am Ende noch das obligatorische Foto von uns dreien. Für jeden Einkauf ab ca. € 500 gibt es von Roma e Toska als Geschenk eine Führung mit Karen Michels durch die Ausstellung. (Das Angebot gilt auch online. Nicht eingeschlossen ist die Eintrittskarte für das Museum.)