Es ist schon eine große Freude, was für besondere Kundinnen ich besitze, wie sie zu mir kommen und wir den Austausch von Gedanken pflegen. Es zeigt mir, wie sich Mode in das Leben einbettet, ohne sich dabei als „Kauf mich“ in den Vordergrund zu drängen. So kam letztens Eva zu mir, wir kennen uns nicht. Sie lebt in Frankfurt, Berlin und manchmal auch auf der Insel. Kurzentschlossen kaufte sie einen Stretch Blazer und ein Modell aus einer früheren Kollektion. Während sie probierte und ich prüfend sie dabei musterte, unterhielten wir uns über das „UND“, dass es nicht um ein Entweder-oder geht. In diesem Fall gut für mich, sie nahm beides, aber gemeint war etwas ganz anderes.

Abb: Alter Prada Blazer (geschenkt bekommen, Danke!), Brosche Yves Saint Laurent, Hawaii Hemd (€ 149).

Lange noch hing mir das Gespräch nach. Warum sollen wir uns immer entscheiden, ob nun dieses oder jenes, ob der Weg nach links oder rechts der richtige ist. Robert Frost’s „Road not taken“ ist eh verinnerlicht, probieren wir doch mal etwas Neues und leben das „Sowohl-als-auch“, probieren wir das „Und“. Entscheidungen werden vertagt, der Alltag erhält eine aufregende spontane Fülle. Die fröhliche Bejahung schiebt das miesepetrige „Nein-geht-nicht“ zur Seite. Feiern wir zur Abwechslung mal unser multiples Ich.

Abb: Vintage Yves Saint Lauren Pullover, Seidenbluse „Holland“ (€ 498), Vintage-Ledergürtel (€189).

Wie sich das für mich in der Mode ausdrückt? Ganz einfach: ich probiere alles aus. Der heutige Look: Alte Kaki-Hose, Schuhe Taglia Scarpe, Holland Bluse, Yves Saint Laurent Pullover aus den Siebzigern, Schmuck … Reicht Euch das, oder soll ich mit dem „Und“ noch weitermachen? Kein Problem, es regnet draußen, kommt eh keiner rein.

Abb: Tütü Rock „Lightning Soon“ (€898), Vintage Ledergürtel (€ 189), Hawaii Hemd (€149), Ketten Yves Saint Laurent, Mieder Roma e Toska (149)

Die Sonne schimmert zwischen den Regentropfen durch, ich ziehe mich wieder um für Tütü-Rock-und-Mieder-und-Hawaii-Hemd-und-Blazer-und-neue-Ketten … und und und.