„Saubere Bescherung“ betitelte die Süddeutsche Zeitung in der Wochenend-Ausgabe die Kunst des Gebens in aktuellen Zeiten. Was ist politisch korrekt und was sollte man lieber unterlassen? „Unangenehm große Fettnäpfen drohen in den nächsten Tagen, und das leider auch beim entscheidenden Akt: dem Schenken. Der gilt, wie man weiß, erst dann als vollends gelungen, wenn der Beschenkte gleichermaßen überrascht und erfreut ist und sich vom Schenkenden gut erkannt fühlt.“
Meine Mutter schenkte mir immer, was sie selbst gern hätte: Chanel No.5, ein Wellness Wochenende im Hotel an der Alster (wir wohnten nebenan) … Die Präsente landeten dann wieder bei ihr, wo sie auch hingehörten.
„Kann es 2019 überhaupt ein mit Geld gekauftes Produkt sein?“ Fragt die Süddeutsche weiter. „Oder hängt die Zielperson einem aktuellen Entrümpelungs- und Entschlackungskult an?“ … „Gab es bei der Zielperson Antikonsumhinweise in der Vergangenheit?“ – Schwierig, solche Kundinnen habe ich auch und wir müssen dann immer herzlich über uns lachen. Es kitzelt meine Verkäuferinnen-Seele, ihnen doch noch etwas mitzugeben, was sie bereichert und lustvoll aus dem Geschäft gehen lässt. Mein Deal: Kauf eine neue Bluse und verschenk eine alte an Deine Tochter oder Freundin. Nicht mehr anhäufen, sondern geschickt umverteilen, das findet wohlwollende Akzeptanz vor dem eigenen kritischen Denken und dem der engsten Familienmitglieder.
Die neuen Zeiten verlangen ein reflektiertes Vorgehen, dass hat die Zeitung schon gut erkannt, kein Zuviel, kein Plastik-Mist, keine Plagiate. Mein Vater war ein grottenschlechter Schenker: Er sagte immer vorsorglich, während meine Mutter mit Höchsterwartung auspackte: „Du kannst es es auch wegwerfen, wenn es Dir nicht gefällt, es war billig.“ Und dann ging es meist beim Anblick schon kaputt, der Haussegen hing schief. An Heiligabend wurden bei uns frühzeitig die Lichter ausgeknipst. Machen wir es besser im nächsten Jahr, hieß es dann beim Frühstück am 25. Dezember.
Es gilt, was ich immer schon predige: Weniger ist mehr, aber die richtigen Dinge dürfen es durchaus sein. Es ist ja auch eine Geste: ich denke an Dich, ich liebe Dich … – Also, schenken ist erlaubt. Und immer daran denken, dass die Schenkenden mindestens genauso viel Freude daran haben wie die Beschenkten.
Mit einem Vintage Schmuck von Yves Saint Laurent ist man übrigens ganz weit vorn im Trend: Es ist alt und „gebraucht“, er ist nachhaltig produziert, es ist wertbeständig und besitzt einen Mehrwert. Man verzichtet am besten auf Verpackung und hängt es gleich der Liebsten um die Hals oder an die Ohren und beweist für alle Seiten: Wir haben Stil!
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