„Hätte jetzt Lust, ein gemütliches Glas Wein mit dir zu trinken und über die Welt zu philosophieren“, schrieb mir Katrin Sachse* vor ein paar Tagen per WhatsApp. Geht nicht, sie im zugeschneiten München, ich im vorweihnachten Hamburg. Soeben eingetroffen auf der Insel, erwartet mich ihre neue Ausgabe der BUNTE Quarterly mit einem nachdenklichen Editorial, „Der wahre Sinn“, so die Überschrift. Ich lese beim Schein der Kerze HOFFNUNGSSCHIMMER:

„Alles ergibt einen Sinn im Endlichen. Nur die Begrenzung, das Wissen, dass die Zeit zerrinnt, macht unser Leben so wertvoll. Wir wissen, dass sich Erfolge nicht endlos wiederholen lassen, dass Schönheit und Jugend verblassen, dass der Duft eines jeden Parfüms verfliegt und – auch wenn wir es im Rausch von Verliebtheit meist nicht wahrhaben wollen – selbst in diesen Momenten wissen wir, dass auch Gefühle abebben, dass sie im Alltag versinken können.

Und als könnten wir verhindern, dass sich jeder Tag in der Dunkelheit auflöst, dass sich Gegenwart in Vergangenheit wandelt, halten wir uns fest an Glaube, Liebe und Hoffnung. Diese drei, so steht es bereits in der Bibel, diese drei – ’sie bleiben‘.“

Sie hatte Recht, nun bräuchten wir ein Glas Wein gemeinsam, allein um über diese Auftakt-Sätze zu sprechen, die so ungewöhnlich ernst sind im sonstigen glitzer-schimmer Boulevard.

Was ergibt einen Sinn, wenn Menschen sich entzweien, Brüder und Schwestern aufeinander schießen, es unmöglich scheint, sich wieder an einen Tisch zu setzen, um zu verhandeln? So würde ich meine erste Grundsatz-Frage stellen und denke dabei an die intensiven Gespräche mit Bettina, Madame La Petite.

Zwei Tage lang war sie mein Gast in Hamburg, wir diskutierten. Plaudern kann man es nie nennen, wenn wir uns begegnen. Sie kam von ihren Reisen mit Vorträgen über Global Health. Gesundheit politisch betrachten, präventiv agieren. Es wird zu einer Klammer für alles in dieser Endlichkeit.

Habt Ihr schon mal überlegt, dass Kriege wesentlich unserer Gesundheit schaden, dass Konflikte uns krank machen, sich auf unserer Seelen-DNA niederschreiben (Epigenetik) bis in die dritte Generation, oft sogar weit darüberhinaus? – Ich stellte gerade so eine dummerhafte Frage: Was hat Gesundheit mit Krieg zu tun? – Alles! Einmal mehr habe ich begriffen, in großen Zusammenhängen zu denken.

Katrin Sachse endet ihr Editorial:

„Wie heißt es in der Bibel: Doch am größten von ihnen ist die Liebe.“

„Im anderen den Menschen sehen“, habe ich in einem meiner Beiträge geschrieben. Fangen wir doch damit mal an, schwer genug, was so einfach und selbstverständlich klingt. Und dann probieren wir ehrlich und wahrhaftig aus, was Liebe sein könnte.

Euch einen schönen 2. Advent. In den Adventskalender mit der Tür Nummer 10 stecke ich diese Ausgabe von BUNTE Quarterly. Liegt jeder online Bestellung bei.

*Katrin Sachse ist Chefredakteurin von BUNTE Quarterly. Die November-Winter-Ausgabe 2023: u.a. mit der Künstlerin Marina Abramovic, mit der ich das Vergnügen hatte, vor langer Zeit zu Mittag zu essen, dem Pianisten Igor Levit, Cate Blanchett und ihre Tochter, Heldentenor Klaus Florian Vogt …