Wenn das Leben sich im Sommer nach draußen verlagert, dann entstehen neue (Frei-) Räume und die Blumen vor dem Haus geben ihr Bestes und blühen um die Wette. Diese Farbenpracht ist eine tägliche Überraschung für mich, die ich den schwarzen, todbringenden Daumen besitze.
Die Pflanzenwesen haben einfach selbstständig übernommen, konzentrieren sich auf den Grafen und seinen grünen Daumen. Es wird begossen, beschnitten, befestigt und vor dem Rasenmäher gerettet. Es entsteht ein Garten, der in eine längst vergangene Zeit gehört, in der es keine modischen Überlegungen gab, ob blaue Hortensien zu rosa Stockrosen passen. Danke für die Fürsorge. Ich genieße still und innig als Augenmensch. Hinter dem Hibiskus befindet sich mein Schreibtisch, drinnen und draußen.
Ansonsten konzentriere ich mich auf die Vielfalt der Zimmer mit dem Licht, das durch die Fenster flutet und alles zum Leuchten und Strahlen bringt. Um mich herum die soeben eingetroffenen Bilder von Luca Lanzi aus Italien, die neuen Objekte von Klaus Dupont aus Berlin, überall herrscht eine Buntheit, die sich fröhlich auf meine Seele legt.
Außergewöhnlich ist auch die Arbeit von Peter Wels, dem begnadeten Architekturzeichner, der sich irgendwann zum Künstler erklärte. (Galerie Holthoff, Hamburg)
Was wie eine Fotografie von einem Waldstück aussieht, ist in Wirklichkeit eine Zeichnung mit unendlichen Grauabstufungen, wie sie der Bleistift ermöglicht, wenn die Hand ihn führt, mit unterschiedlichem Druck und sich veränderndem Winkel, mit dem die Spitze über das Blatt Papier fährt. Es wird eine Tiefe geschaffen, wie sie die technische Foto-Entwicklung nicht erzielen kann.
Und so schlendere ich einmal mehr durch meine schönen Räume hier in dem alten Kapitänshaus in Kampen auf Sylt, blicke aus dem Fenster oder gehe nach draußen, wo die anderen im Schatten sitzen, ein Buch lesen oder im Gespräch vertieft sind. It’s Summer time! Und zwischen innen und außen, binnen und buten, ist nur eine schmale Schwelle (Walter Benjamin lässt grüßen).
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