Meine Freundin Bigi ist heute 60 geworden! Auftakt für einen neuen Lebensabschnitt. Mein Geschenk: ein ganzer Tag bis Mitternacht (wir sprechen von gestern). Sie reiste von Köln aus an, wir trafen uns kurz nach 14.00 Uhr in der Poolstrasse 30. Und los ging’s! Maximal ein oder zwei Outfits, passende Schuhe, die Stadt und das Leben ist unser!

Von links nach rechts: Carmen, Roma, Freund Nico aus Kanada, ich und Bigi

Als erstes gibt es einen schnellen Lunch mit Roma (27) und ihrem Freund (Nico) in der Schanze, die Sprachen wechseln, deutsch, französisch, englisch. Wein, Pasta, Salat, darüber vergessen wir fast ein wenig die Zeit. Gar nicht so einfach, sich treiben zu lassen, wo noch so viel auf dem Plan steht.

Abb: Trattoria Cento Lire, mein Lunch-Tipp.

Ein Abstecher um die Ecke zu ELTERNHAUS, die für uns die T-Shirts produzieren mit ihren Sprüchen: „Würde“, „Tip Top“, „Gepflegtes Inneres“ oder gar „Ich bin die Frage, die Du meidest“ … Ein paar werden für uns dazu kommen, auf unserem Cotton-Material, handbedruckt. Ihr dürft raten, welche …

Wir sind im Flow. Jetzt haben wir uns, Ministativ in der Hand oder spontan irgendwo für das nächste Foto aufgestellt. Es geht von der Poolstrasse 30, die zur geostrategischen Drehscheibe wird, quer durch den Rademachergang zur Admiralitätsstrasse, wo die Galeristen und Künstler sich fertig machen für die Vernissagen heute am 9.9.2021.

Bei Andrea Sfeir-Semmler erhalten wir nicht nur von der Galeristin, mit der mich eine lange Freundschaft verbindet, eine exklusive Einführung, der Künstler Rayyane Tibet aus Los Angeles ist selbst anwesend. Es geht um die Arabeske und die Formensprache der Arts and Crafts Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Eine wunderschöne Ausstellung wie eine Installation.

Rayyane und ich wechseln kurz ein paar Gedanken, ich erinnere mich an meine eigene Kollektion „Arabeske und der persische Garten“, genau wie er, nur mit anderen Mitteln, versuchte ich mich dieser fließenden und dichten Formensprache anzunähern. (Ich werde über Rayyane Tabet noch gesondert berichten).

Die Zeit ist davongeeilt, es ist später Nachmittag, zurück ins Geschäft. Outfit-Wechsel und ein kurzes Shopping. Was für einen Spaß, Carmen assistiert, die neuen Schuhe und Stiefel von Taglia Scarpe sind eingetroffen.

Vier Beine und drei Paar Schuhe, für Bigi die Stiefeletten in anthrazit mit den beiden Reißverschlüssen, ich liebäugle mit dem Fellhalbschuhen … Wir lachen uns kaputt über meine etwas exzentrischen Socken von Paul Smith. Weiter zu Ralf Krüger von Feinkunst Krüger und der Installation von Simon Hehemann, gleich hier am anderen Ende der Straße.

Auch hierüber werde ich gesondert berichten, es ist ein Highlight, eine Entdeckung für mich und uns. Ich denke an den Merz Raum von Kurt Schnitters, an die Künstler der sechziger Jahre, an Tinguely, an Manzoni … Wir trinken ein Glas Wein und versuchen mit wenigen Worten so viel zu sagen, wie geht, wenn man eigentlich sprachlos ist. Eine großartige Ausstellung, zwei besondere Menschen, Galerist und Künstler. Eröffnung am 11.9.2021.

Den Champagner unterm Arm für Mitternacht springen wir ins Taxi kurz home. Nur wo ist „home“, ich habe doch tatsächlich meine neue Heimadresse vergessen. Gelächter, wir Frauen als gefühlte Ex-Teenager sind echte Vagabunden geworden. Loriot-Strasse No. 6. – Geht doch. Wir haben ein Zuhause. Das Outfit bleibt.

Das Dinner mit  Überraschungsgast, ein wenig Männergesellschaft gehört dazu, die Gespräche umkreisen ganz andere Dinge. Der Abend erhält einen Tiefgang. Was wollen wir alles noch leben!!! Gemeint ist nicht nur die Zeit bis Mitternacht.

Sterne am Himmel, die EUROPA gleitet lautlos vorbei, Gänsehaut. Nur noch wenig Minuten bis zum eigentlichen Geburtstag. Der Champagner ist entkorkt. Wir haben uns beide beschenkt mit einem Tag, der so besonders war, dass er gleich für ein Leben reicht mit der Aufforderung, das „Glückspotential auszuschöpfen“ und dem Alltag jede Menge an außergewöhnlichen Momenten abzuringen.

Happy Birthday, sweet Sixty!