… kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus. Geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.“ Mit welcher Inbrunst habe ich dieses Weihnachtslied als Kind gesungen. Oft lag schon Schnee und hinter den Fenstern brannten Kerzen, der Adventskalender war aufgestellt, es duftete nach Kaminholz und sah so „heimelig“ aus.

Childhood Lampe mit Uhlemeyer-Vase (€ 1.800)

Gestern telefonierte ich mit Frieder Weißbach aus dem Erzgebirge, wo unsere Modelle genäht werden. „Hutzenabend“ nannte er es, woran ich denke. Dann sitzt die Familie zusammen, es wird gebacken und gekocht, gebastelt und gehandwerkelt, gestrickt und gestickt. Wie viele Erinnerungen kommen da in mir hoch, ich spüre beinahe die Rote-Bäckchen-Wärme auf der Haut. Was für eine schöne Idee für morgen, den 1. Advent, da bin ich auf der Insel für einen warmen Apfelkuchen und für selbstgebackene Brötchen.

„Welt im Wandel“ lautete die Überschrift des Clubs europäischer Unternehmerinneren (CEU) für das Jahr 2024. Am vergangenen Donnerstag war ich zu ihrer Weihnachtsfeier im Portolino an der Alster eingeladen. Wie immer empfängt mich herzlich ihre Vorsitzende Kristina Tröger, diesmal mit den Worten: „Du gehörst doch irgendwie zu uns und wirst den Abend morgen in Deinem Blog wieder verreißen.“ Wir lachen und ich umarme sie dabei. Anfang des Jahres hatte ich in der Tat den Vortrag mit Gabor Steingart in den Boden gestampft.

Rautenrock. Ein Exemplar noch vorhanden in S (Sonderpreis € 400). Foto CEU.

Und diesmal? Alles ist so festlich dekoriert, die Tische liebevoll eingedeckt, kleine Geschenke auf den Tellern, Goodie Bags auf den Stühlen. Die Damen, erfolgreiche Unternehmerinnen, in festlicher Kleidung, viel Glitzer. Ich begrüße links und rechts und entdecke im hinteren Saal eine Bekannte, die für mich den Abend so besonders werden ließ.

Sie und ich blenden die überschwängliche Heiterkeit um uns herum aus und reden besinnlich und ernst, geben ein wenig mehr von uns Preis, wie wir wirklich sind. Uns gegenüber am Tisch werden die Erfolge des Jahres ausgetauscht, ebenso in den Reden. Schon beeindruckend, was im Verein auf die Beine gestellt wurde. Ich weiß, wie anstrengend solche Events sind. Und hier ist es noch einmal eine Nummer größer, schillernder, in verschiedenen Städten.

Meine Nachbarin zur Rechten kommt gar nicht aus dem Applaudieren heraus. Sie schaut zu mir rüber als möchte sie meine Bestätigung einholen. Ich nicke, ja gewiss. Zwischendurch entdeckte ich Marietta Andreae, die ehemaligen Gefährtin von Karl Lagerfeld. Wie schön, wir verabreden uns. Zurück zum Gespräch am Tisch gegenüber: Ihre Tochter wäre so erfolgreich, beste Uni, nun muss sie richtig Geld verdienen. Beinahe atemlos addiert die Nächste ihre Keypoints des Erfolges. Im „Puderraum“ oder kurzum, auf dem Damenklo, zieht eine hübsche Ewigjunge ihre Lippen nach und erzählt der wartenden Freundin, dass sie gerade in diverse Unternehmen in den USA investiert hätte.

Hilfe, ich kann und will nicht mithalten, zuviel, zuviel. Eilig flüchte ich zurück zu Andrea in unsere Ecke. Wir prosten uns zu, ich trinke zu viel. Es erinnerte mich an früher, Kinder durften nicht mit mir spielen, weil ich immer diese gefährlichen Flausen im Kopf hatte, später nannten sie es mein „revolutionäres Gedankengut“. Nun weiß ich nicht recht, ob ich mitspielen will.

Wir brauchen die Zwischentöne, auch auf solchen Feiern. Der „Wandel der Zeit“ muss begriffen werden als kein Höher, kein Schneller, kein Weiter, sondern als ein zugewandtes Miteinander und eine gesellschaftliche Verantwortung. – Ich ahne schon, nun bin ich wieder die Spielverderberin.

Trotzdem und ehrlich, ich habe den Abend genossen in meinem „Biotop“. Auch hier wieder dieses „Man-findet-sich“. Keineswegs werde ich ihn verreißen. Später gehe ich durch die nächtlichen Straßen von Hamburg, meine Geschenktüten in der Hand. Wo gehöre ich hin? Ich sehne mich nach dem „Hutzenabend“. Auch das gehört in die „Welt des Wandels“.

Heute bin ich in der Poolstrasse 30 in Hamburg. Der Tannenbaum steht, gleich werde ich kleine Überraschungs-Lose eingehängen und die Kerzen. Hübsch ist mein Keinachtsbaum diesmal nicht geworden, aber er hat Charakter. Vielleicht mag ich ihn gerade deswegen. Kommt vorbei! (11 – 18 Uhr).