„Ich stimme nicht zu, was sie sagen!“ Vor mir steht der Journalist, Medienunternehmer und erfolgreiche Podcaster Gabor Steingart. Soeben hat er seine Rede beendet auf dem Neujahrsempfang des Clubs der europäischen Unternehmerinnen im Hotel VierJahreszeiten. Er nannte es „Deutschland 2024 – Sieben Gründe für Zuversicht“. Irritiert schüttelte ich immer wieder den Kopf. Nein, das darf ich nicht durchwinken.

Launig und jovial hechelte er seine Punkte runter, als hätte er vor sich die Menü-Karte der sieben Köstlichkeiten im China-Restaurant. Das meiste ließ sich kaum ausmachen, hätte er nicht freundlicherweise die Zählung hinzugefügt. Nummer eins, was war das noch mal? Trump, nun ja, werden wir auch überleben, die Ukraine ein Bauernland, das wir nicht auf dem Plan hatten, Putin wird schon nicht an der Atombombe züngeln, und Deutschland besitzt keine Armen, die Hunger leiden … „Er zelebriert seine eigenen Fake News“, wie meine Nachbarin mir zuraunt.

Hier sitzen Leading Women beisammen, die denken können, die etwas bewegen, wichtige Entscheidungen fällen. Höflich bedanken sie sich bei dem Referenten, aber ich spüre einen Unwillen. Und wie steht es mit der Verantwortung, wenn man so viele Follower hat, will eine von Steingart wissen. Ich bin schlecht mit Zahlen, hörte ich eine Million Follower, die seinen Podcast täglich hören? Das ist schon eine Menge, da wird das Wort zu einer (demagogischen) Kraft.

Er würde mich ja verstehen, meint er auf meinen frontal Widerspruch. Warum sagt er es dann nicht, sondert hudelt begeistert über KI zum Eigenapplaus des Journalismus. Will er bewusst vernebeln, sich feiern als Optimisten mit flotten Sprüchen? Die Menschheit wird schon nicht aussterben, meint er in seiner Bilderbuch-Sprache. Da bin ich mir nicht so sicher.

„Tja“, steht dann auf seinem Gesicht geschrieben. Nun müsse er aber aufbrechen und arbeiten, sonst gäbe es morgen keinen neuen Podcast. Über welche „Zuversicht“ will er denn berichten, dass Trump doch irgendwie toll ist? Und das mit den Wärmepumpen (hat eh keiner verstanden) bekommen wir klar mit einer neuen Regierung. Gabor Steingart geht es gut, es flutscht ihm sogar raus, dass er mit seiner Media Pioneer richtig reich werden will, seinem Vermächtnis, größer als er. Er zieht globale Analogien, da wird einem schwindelig.

Gestern war ich Gast bei dem Club der europäischen Unternehmerinnen und durfte um mich herum einmal mehr intelligente Frauen kennenlernen. Es gefällt mir! Hieraus speist sich meine Zuversicht und mein Optimismus. Ich glaube, das habe ich dem Referenten auch noch gesagt, bevor er ging. Danke Kristina Tröger für die Einladung. Ich sollte Euch beitreten.