Thierry Mugler war wohl der schillernste Designer der neunziger Jahre. Soeben ist eine große Retrospektive über ihn im Musée des Arts Decoratifs in Paris eröffnet worden: „Couturissme“. Die Schau geht bis zum 24. April 2024. Also wieder auf in die Fashion-Metropole!

Er war es, der aus der Mode ein Spektakel machte, der das ganz große Kino suchte, die Frau als Göttin huldigte, mit ultra schmalen Taillen ihre Figur modellierte. Natürlich musste ich damals auch etwas von ihm haben. Ich wühle im Schrank und entdecke in der hintersten Ecke das Kostüm von 1993.

Es ist grün und ich habe alle Erinnerungen, die darin stecken, sofort wieder präsent: Die Ausstellung „Love Again“, 1993, Liebe in Zeiten von Aids, die Eröffnung der Schirn Kunsthalle in Frankfurt … Wo auch immer, das Kostüm schenkte mir den besonderen Auftritt.

Nun ist es der Bäckerladen an der Ecke, ich trete ein und dem Herren, der gerade ganz unschuldig seine Croissants kaufen wollte, fällt fast die Tüte aus der Hand. Zuviel grün am Morgen. Wir müssen lachen. Und während ich draußen sitze und meinen Capucchino trinke, schmunzeln mich die Passanten an, es fällt das eine oder andere Kompliment. Fashion is all! Danke Thierry, es funktioniert immer noch.

Mugler besaß eine schier überbordende Kreativität und ein starkes Frauenbild: „Fashion needs a great animal to wear it.“ Aus seinen Models machte er die Superheldinnen, verklärt, als kämen sie von einem anderen Planeten.

Keine Angst, ich hebe nicht ab, spüre ausreichend bodenständige Realität während ich bei leichtem Nieselregen meinen Blaubeer-Dinkel-Croissant esse. Und dennoch, es ist eben ein Grün, das gerade mal rundherum ein wenig einzigartig ist, und das gefällt mir.