Wie arbeiten wir Kreativen? Das frag ich mich manchmal selbst oder sogar recht oft. Und wenn Praktikanten im Hause sind, dann fragen sie es sich ebenfalls: Wie arbeitet die Designerin eigentlich? Die sitzt doch pausenlos am Schreibtisch, beantwortet e-mails, hängt am Telefon, wälzt Ordner von links nach rechts und springt jede 10 min. auf, um irgendwo hinzurasen. Stimmt. Über die Bücher, die mich begleiten, die überall herum liegen, die angelesen sind und wieder zur Seite gelegt, über die habe ich schon mehrfach geschrieben, genauso wie über die Kunst, die mich begleitet.
Aber dann sind es die Begegnungen und die Momente, wo ich aus meinem Denkrahmen herausspringe, die mir ebenfalls die Impulse für die Kreativität geben. Es sind die Themen, die so abseitig sind, dass jeder denkt: die ist jetzt durchgeknallt, hat sich verirrt, wird die neue Klimaaktivistin, anstatt die neue Kollektion zu entwerfen, landete im Dschungel, anstatt ein paar anständige Modelle zu entwickeln. Ganz so schlimm ist es nicht, aber alles hängt mit allem zusammen. Die Beschäftigung mit dem Anderen, mit dem Fremden ist unerlässlich, um das Bekannte, Routinierte und Bewährte mit einer frischen Dynamik zu versehen.
Wenn heute der Abenteurer Christian Rommel von seinem Fußmarsch durch das unwegsame West-Papua erzählt, dann hat das vordergründig zunächst gar nichts mit Roma e Toska zu tun. Aber diese Reise zu den Ursprüngen von jemandem, der sich alles abfordert und in jeder Beziehung an die Grenzen seines Lebens geht, liefert das kreative Material für meine Arbeit.
„Addicted“, süchtig sein nach etwas, sich einer Sache mit Haut-und-Haaren verschrieben haben, so hieß eine Serie auf ARTE über berühmte Sänger. Als ich an der Kollektion „Journey to the Moon“ saß, hörte ich von morgens bis abends David Bowies „Space Oddity“, manche werden sich erinnern … – Ich zapfte förmlich die Energie daraus ab für mich und meine Kreativität. Meine Droge hieß „Musik“.
Das „addicted“ lässt sich auf den Abenteurer übertragen und ich entnehme daraus meine Begeisterung für meine Arbeit, der Kreis schließt sich. Beinahe, denn aus dem, was ich draus mache … das dann hoffentlich bei Euch wieder in den Kleiderschränken als „mehr-als-Klamotte“ landet, stecken wieder Geschichten von Geschichten, die Euch und Euren Alltag bereichern sollen.
Christian Rommel „Zu Fuss durch West-Papua“, heute, Donnerstag, den 12.12.2019, 19.00 Uhr. Milchstrasse 11 – Hamburg.
PS: Dazu gibt es den passenden Schmuck, den ich selbst seit vielen Monaten trage und den Christian heute von einer seiner zahlreichen Reisen mitgebracht hat.
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