Gestern, am 18. April 2024, erschien der Sylt-Krimi von Spiegel Bestseller-Autor und Makler Eric Weißmann: Mord unterm Reetdach. Kristian Dennermann ermittelt. Gratulation, das muss gefeiert und gelesen werden. Auf den einschlägigen Verkaufsplattformen schnellt das Buch auf die vorderen Plätze. Auch hierauf einen Toast!

Childhood Tree Bluse (€ 498) und Fellweste gelb (€498)

Ich schnappe mir sofort die Lektüre, blättere unter den Bäumen liegend, nutze die sparsamen Sonnenstrahlen. Am Abend ziehe ich mich zurück ins Bett, um den Hals den Kachelschal geschlungen. Bin allein, nur die Hunde liegen irgendwo im Halbschlaf. Es ist noch nicht einmal 20:00 Uhr. Krimi-Time.

Der Prolog führt uns in die dicke Nebelsuppe unten am Meer, keine Hand kann man vor den Augen sehen. Es spät, komplett finster. Aus nächster Nähe dringt ein verdächtiges Geräusch rüber. Um Hilfe schreien ist auf der Insel sinnlos, es sei denn man hängt im Dorfkrug ab. Es gibt genügend einsame Ecken, dunkel und geheimnisvoll.

Vier Tage zuvor, beginnt es mit Kapitel 1 und einem Satz, der mir in die Seele fällt: „Man muss schon verdammt hart im Nehmen sein, um wolkenverhangenen Himmel, extreme Temperaturschwankungen und peitschenden Wind zu mögen.“ Dass wir uns im Frühling befinden und in der Geschichte sogar kurz vor Sommer, erfordert schon eine gehörige Portion Optimismus oder den Gleichmut der gegerbten Ur-SylterInnen.

Der Ermittler in dem Buch ist, wie nicht anders zu erwarten, ein Makler, mit geschultem Blick für Mensch und Haus, die dazugehörigen Details und vor allem die Geschichten dahinter. Blau-weiß, original friesische Kacheln (wie unser Krimi-Schal, auch in Variante rot) in Reetbedeckten Häusern, die Millionen wert sind. Über die Jahrhunderte wurde dort gestorben, manchmal friedlich im Bett, und manchmal am Strick dadrüber. Selbst in unserem Kapitänshaus soll es einen (Selbst-)Mordfall gegeben haben.

Ich tauche ein in das Buch, es gefällt mir. Geschickt wendet Eric sein Werkzeug an, Andeutungen, die in die Vergangenheit verweisen, und vorauseilenden Spekulationen, dass es wohl nicht mit rechten Dingen zugeht. Nächste Seite, und wieder umblättern. „Stickig ist es hier drinnen im Haus, auch ein bisschen muffig.“ Bei Dennermann riecht es nach Tod, bei mir nach Saysorry Duftkerze. Schatten tanzen an der Decke.

Ein wenig muss ich schmunzeln, denke an Detektiv Columbo und seine mysteriöse Ehefrau, die er immer zitierte. Ob es sie gab, fragte ich mich immer. Beim Makler ist es der Therapeut: „Sie haben eine extrem hohe Wahrnehmungsfrequenz, deshalb sind Sie so dünnhäutig und sehen manchmal Gespenster.“ – Das würde der Psychologe sicherlich auch über mich sagen. Makler und Designerin haben scheinbar etwas gemeinsam, stelle ich fest, während ich fröstelnd die Bettdecke hochziehe.

Natürlich will ich nicht zu viel verraten. Es gibt Indizien, die sich im Kühlfach verstecken, Kneipen-Szenerie, die Weißmann mit wenigen Worten so treffend skizziert. Diese Portion „Sylt“, die er beschreibt, hat nichts mit den gängigen Publikationen am Kiosktresen zu tun. Hier hat jemand genau hingeschaut und den inseltypischen Dokus verinnerlicht. Eine Mischung aus „auf dicke Hose machen“ und friesisch Wortkarg.

Köstlich die Bon Mots, die Eric lässig einstreut. Sie machten den talentierten Schreiberling aus: „Gegenwind formt den Charakter, sagt man auf Sylt.“ Bei dem, was mir da beinahe täglich ins Gesicht pustet, muss ich davon eine gehörige Portion besitzen.

Es ist kurz vor Mitternacht. Meine Augen flackern, aber mein Puls schlägt dennoch etwas erhöht. Hat es da unten im Haus geknackt, höre ich Schritte? Uhh, mich fürchtet ein wenig. Vorsichtig schleiche ich die Treppe hinunter. Alles ist dunkel. Alte Häuser haben ihre Geister, und jetzt wäre ihre Stunde.

Secondhand Chanel Tasche, rot (€ 4.700)

Ein Blick zum Regal, die teure Chanel-Tasche ist noch da. Weiter. Mein Blick schweift über den Tisch, die Kleiderstange. Hund Bonnie liegt dösend auf dem roten Sofa, nachts ihr Schlafplatz, tagsüber Tabu-Zone, dekoriert mit den Kissen von Ardmore. Sie hält sich an die Shop-Regeln.

Nichts ist zu sehen. Keine Spuren von Eindringlingen. Wieder klackt etwas. Auf Zehenspitzen schleiche ich weiter. Die Delfter Stola hängt noch am Bügel wie Stunden zuvor. Das Haus vom Nachbarn ist von außen angestrahlt, aber dort scheinen sie fest zu schlafen.

Alles friedlich, ich streichele kurz den Hund, der sich gähnend genüßlich auf den Rücken legt, und gehe wieder rauf ins Bett. Noch ein letztes Kapitel, dann knipse ich endgültig das Licht aus. Seite 55. Zwischenbilanz: Ein Toter im Garten.

Saysorry Blouson, oliv mit organendem Stern (€ 198), Mütze Chanel, T-Shirt Herren „Alles wird Gut“ (€ 98)

Wind und Regen zerfetzen den Himmel. Ich stiefele los wie jeden Morgen. Rechts und links die (Wach-) Hunde. Mit denen sollte sich tunlichst keiner anlegen. Die haben Zähne im Gesicht. Im Dorfladen kauf ich die aktuelle BUNTE.

Was sagt denn Freundin Katrin Sachse zum Krimi? Abgründe hinter den Kulissen von Deutschlands einziger Luxusinsel. Sie spricht vom „Miss-Marple-Gen“ des jungen Autors. Ich stimme ihr zu, feinster Krimi-Stoff.

Fragt mich ruhig, was ich heute Abend vorhabe. Ich werde den Schlüssel im Schloss zweimal umdrehen. Die Hunde bekommen eine Extraportion Leckeries und werden gedrillt, die Schätze und mich zu bewachen. Und dann leg ich mich ins Bett, kuschel mich ein, daneben der heiße Tee, um bis zum bitteren Ende zu lesen. Egal, wie spät es wird.

Mit jedem Kauf gibt es an diesem Wochenende als Geschenk ein signiertes Buch „Mord unterm Reetdach“ mit Kacheltüchlein umwickelt und Lesezeichen dazu.