Jedes Teil von Roma e Toska besitzt eine Geschichte, manche sind kurz und flüchtig, spontan entstanden, andere währen lange und immer länger. Die von der Childhood Bluse, die den Zustatz „Tree“ erhalten hat, ist schon heute eine Wundersame. Als erstes gab es die Vorlage von der Exilrussin Iya Voinch.

Dann das Treffen bei Aldo in der Stoffdruckerei am Comer See, die ersten Tests, aus denen wir den Prototypen nähten mit den weißen Linien und Flächen, den technischen Markierungen darauf.

Das Teil begleitete mich überall hin, nach Paris vor Weihnachten, an den eisigen Strand von Sylt, hin-und-her zwischen Insel und Stadt, zwischen Alltag und Evening-Out. Rein in den Koffer, raus aus dem Koffer. Kein Bügeln, einfach nur wieder anziehen, dieses robuste Leichtgewicht, das immer wieder zu besonderen Begegnungen führte.

Nun ist endlich der richtige Stoff eingetroffen, als Futter für die Fellwesten, zukünftigen Blazer, Mäntel … und als Crêpe de Chine Seide für die Blusen, Röcke und Kleider.

Ich kann mich gar nicht sattsehen, wie schön die Seide geworden ist, wie pudrig das Olivgrün in den Bäumen schimmert, die Lichtung in Türkis, das dunkle Rosa der Pilze, wie es sanft sich behauptet. Aus dem Bild ist ein Endlos-Rapport geworden.

Die Atelier-Chefin schneidet die erste Bluse zu. Versonnen beobachte ich, wie sie Schnittteil unter Schnittteil legt. Was für Wege es manchmal sind, verschlungen, mit Hindernissen, bis ein Stoff wie dieser endlich bei uns eintrifft. Roma schreibt daneben ihre Notizen zu den Tolteken, ich beklebe und beschrifte die Seiten in meinem Skizzenbuch. Friedlich und kreativ ist es, beinahe als wären wir wieder Kinder.

Und dann näht Melle unten im Atelier die Bluse, die über die letzten Monate so sehr meine Fantasie beflügelte. (Die Vorbestellungen werden eilig abgearbeitet. Vielen Dank für Eure Geduld.)

Doch das neue Modell ist ein wenig anders, will sich eigenständig behaupten. Zuerst vermisse ich das Weiß, aber nein, es gehörte nie dorthin. Ich muss mich nur daran gewöhnen, dass die Bluse ihre Geschichte selbstbewusst weitererzählt, richtig erzählt, ohne Ablenkungen.

Sie führt uns geradewegs zu den märchenhaften Wäldern und mond(sonne)beschienen Wiesen unserer Erinnerungen.

Wir Designer*innen sind ruhelose Wesen, ständig mit der Zukunft beschäftigt. Ich gestehe, ich habe heute Morgen ein wenig geschnuppert, was Paris über den Trend Sommer 2025 (!) verrät.

Explore the dark shades“,

heißt es dort. Haha, als wären wir nicht längst schon dabei. Meine Bluse erzählt davon.

Und wenn Paris in seinem Trendreport den Titel „bewitching depth“ wählt, muss ich erst recht in mich hineingrinsen. „Verzauberte Tiefen“. Hey, ich glaube, wir sind der Zeit voraus. Oder meint Ihr, sie hätten gar von Roma e Toska abgeschrieben?!

Wie dem auch sei, ich lass mich von meinen Monstern und gutgelaunten Geistern begleiten, umarme die Bäume und verfolge das frühe Sonnenlicht, wie es zwischen den Wolken hervorlugt, um über das Unterholz und meine Bluse streichen. Schatten- und Farbspiele.

Mit der Bluse sind auch die ersten Fellwesten fertig geworden. Nur vier wird es geben in diesem fröhlichen Gelb, nach dem wir uns in diesem Frühjahr sehnen. Man kann sie übrigens von zwei Seiten tragen.

Wir brauchen gar nicht so viel Mut, nur einen kleinen Anstupser für ein: I 💛 Yellow! Trendfarbe in diesem Frühjahr-Sommer, wohlgemerkt 2024.