Irgendwo in meinem Regal versteckt sich ein schmales Büchlein. Es ist schon lange her, dass ich es in den Händen hielt. Sein Titel ist so unsexy wie „Die 99 Tipps des Verkaufens“ oder vielleicht hieß es auch „Begehrlichkeiten schaffen“. Möglicherweise nannten die Autoren es „Angebot und Nachfrage“? Nein, so langweilig lautete es nicht. Es hatte „Art“ im Titel, aber es ging um das Verkaufen.

Wir lieben es zu verkaufen, und mit „Wir“ meine ich Carmen und mich. Wir haben es im Blut, jeder auf seine Weise. Als Kind wünschte ich mehr sehnlichst einen Kaufmannsladen, später bot ich an der Straßenecke meine selbstgemalten Bilder an. Ein Künstler kam, lachte sich schlapp, erstand alles und schenkte es mir wieder, damit ich es ein zweites Mal verkaufen konnte.

Ich verkaufte vom Leibe weg, am Strand, auf Reisen, im verschneiten Moskau aus meinem Koffer … Am besten verkaufte ich, was es (noch) gar nicht gab. Die Geschichten dazu könnten ebenfalls ein Buch füllen.

Gerade bin ich fertig geworden mit der Hängung in der Poolstrasse 30 in Hamburg. Ich wollte eine Januar-Ordnung schaffen, wenn die Kollektionen nur noch aus Einzelteilen bestehen, und das Kommende auf sich warten lässt. Wie biete ich so etwas an? Keineswegs darf es aussehen, als wären es die leidigen Left-Overs.

Das wäre ungerecht, denn hinter jedem Modell steckt eine Menge meiner kreativen Entscheidungen, das handwerkliche Geschick der Schneiderinnen, Materialien, die mit zu den schönsten in Europa zählen, manche exklusiv für Roma e Toska gefertigt. Die Motive auf den Blusen oder im Futter sind zeitlos, haben in sich das komplexe Thema der Kollektion verkapselt.

Was in diesem Monat verkauft wird, das gibt es nicht mehr. Editionen werden von mir niemals wieder aufgelegt. Was weg ist, ist weg! Solch ein Satz weckt doch in jedem den Jagdinstinkt – oder?

Wir kommen der „Kunst des Verkaufens“ immer näher. Jedes Teil ist in seiner Limitierung einzigartig, es wartet nur auf die Richtige, die es füllt mit ihren Erlebnissen, so wie ich meine Kleidung mit meinen Erlebnissen angereichert habe. Und Carmen genauso, sie erinnert sich zu gern, als sie das pinkfarbene Kostüm im Bus trug und alle applaudierten.

Der Preis ist reduziert, das ist eine letzte gute Nachricht, die in diesen Tagen das Pendel zu „Kauf mich“ ausschlagen lässt. Besucht uns in der Poolstrasse. Und wer zu weit entfernt lebt, der schreibt uns von seinem ersehnten Lieblingsteil. Es wäre jetzt die Gelegenheit für Outfit-Geschenke und ein erschwingliches Schnäppchen für die preisbewussten Youngster unter den Roma e Toska Fans.

Wir werden ein verführerisches Angebot machen. (Steht sicherlich auch unter den 99 Regeln der Kunst des Verkaufens.) Und wer gar zwei oder drei Teile gleichzeitig kauft, der entlockt uns etwas Besonderes „money can’t buy“.