England ist eine Insel und sonnte sich immer in dem Prädikat von“Splendid Isolation“. Dass sich die Briten nun aus vielfältigen Gründen damit ins Aus geschossen haben, ist ein Thema, das hier ausgeklammert bleibt. Es geht nur um den Begriff, übertragen auf eine andere Insel: SYLT.
Mit ganz eigenen Gedanken bin ich meine täglichen Lieblingsorte hier abgewandert, neben mir Sam, unterm Arm meine kleine Stockman-Puppe mit den „Little Ones“.
Ich bin Städterin, Großstädterin. Wie schön ist es an der Alster, ein Kurztrip nach Berlin, ein Schlendern durch die Straßen von Paris, das Marais, Saint-Germain, mit dem Fahrrad durch das hektische Mailand, der besondere Duft aus den U-Bahn Schächten von Manhattan, die gewaltigen Plätze von Moskau, der Staub von Kuwait-City.
Das alles ist entweder in weite Ferne gerückt oder muss neu bewertet werden. Eng ist es geworden in den Großstädten, die Abstands-Empfehlungen sind in unsere Köpfe gehämmert, die Ansteckungsgefahr lauert überall. Wie kann die Metropole wieder klein denken, intim probieren? Ein wichtiges Experiment, sonst verliert sie Stück für Stück ihre Sehnsuchtsqualität.
Die Parameter verschieben sich, nicht langsam, sondern eruptiv. Trendforscher berichten schon lange davon: Wir wollen raus. Von Stadtflucht zu sprechen, wäre übertrieben. Jedoch wer die Optionen hat, der orientiert sich neu, zuerst mit dem Zweitwohnsitz oder doch gleich als Erstadresse?
Es ist ein „Micro-Abenteuer“ mit der Qualität für ein großes Abenteuer, eine radikale Wandlung unserer Lebensform hin zu mehr Natur und einem Freiraum, der nicht nur physisch gefühlt wird, sondern auch psychisch eine Kurskorrektur beinhaltet.
Der Wind wirbelt mir meine Gedanken durcheinander. Es ist noch früh, andere drehen sich noch mal genüsslich im Bett auf die andere Seite. Ich gehe langsam und werde dabei immer schneller, schreite weiter aus. Was eben noch schwierig, wird plötzlich leicht. Mein Blick wird nicht aufgehalten von gegenüberliegenden Häuserfronten.
Natürlich brauche ich die Stadt. Sie gibt mir Impulse, den Schwung und die Dynamik, mich selbst zu fordern, herauszufordern mit Projekten, mit Zielen, mit kniffligen Aufgaben. Daran hat sich nichts geändert. Doch halt, es hat sich etwas, es wird mit einer veränderten Intensität genossen. Auch das ist gut.
Aber die Ruhe, es zu verarbeiten, den Vorhaben eine Tiefe zu geben, den Abstand zu wahren zu dem Lärm der Großstadt und meinem eigenen Ego, das passiert hier auf der Insel, in „splendid Isolation“.
Nun müssen wir nur noch ein „global Dorf“ kreieren, in dem sich die klugen Köpfe treffen, um sich über die Welt auszutauschen und im Anschluss daran diese auch wirklich ein bißchen besser zu machen. Nicht nur reden, sondern aus der Idylle eine Aktivzelle schaffen. Die Welt bleibt klein und groß zugleich, nur anders als früher.
Schreibe einen Kommentar