Heute male ich das Zeichen ∞ für „unendlich“ in den Sand und dazu zwei Namen mit einem Herz darum: „Sibylla und Roma“. Ich spreche von meiner Tochter und ihrer besten Freundin, die sich mit drei Jahren gefunden haben und sich seitdem nicht mehr loslassen. Das moderne „friends4ever“ würde falsch klingen, denn es ist viel mehr. „So jemanden suchen viele ein ganzes Leben, ohne zu finden“, verrät mir Sibylla ein paar Stunden später.

Viele Mal schon habe ich von den beiden berichtet. Ihr Miteinander ist eng mit den Anfängen von Roma e Toska verflochten, der Zeit auf dem Land, mit Baumhäusern und abgebrochenen Gardinenstangen, mit Insider-Witzen und einer kindlichen Unbeschwertheit.

Auch ihre bisherigen Werdegänge habe ich beschrieben. Nun haben wir uns alle auf Sylt wiedergetroffen. Ich gehe mit ihnen morgens durch den Nebel am Strand spazieren. Zunächst ging es mir um die Kollektion, Roma und Sibylla in den Fifties Röcken, meinem Saint Laurent Pullover und dem neuen Muschel Sweatshirt.

Aber als ich mir die Fotos anschaue, haben sie nichts mehr vordergründig mit Fashion zu tun, sondern zeigen ein inniges Zwiegespräch, das ich unbewusst eingefangen habe. Die Story dreht sich, am Nachmittag unterhalten wir uns, und ich frage sie: „Was seid Ihr füreinander?“

Sibylla (28): „Eine Konstante, eine Stütze. Etwas zu hundertprozent Verlässliches. Eine Schwester.“

Roma (28) hatte es nicht gehört, war kurz in der Küche, um etwas vorzubereiten, setzt sich wieder und antwortet: „Wir sind Zwillinge von zwei verschiedenen Eltern.“ Und dann fügt sie noch mit einem ernsten Lächeln hinzu: „So wird das immer sein.“

Sie gießen sich jeder ein Glas Wein ein, naschen von der selbstgemachten Anchovi-Butter und dem frischgebackenen Brot. Meine Tochter drängt es wieder nach oben, aber eine Frage habe ich noch: „Was schätzt Ihr an dem anderen, was ist das jeweils Besondere?

Wieder ist es Sibylla die anfängt, es sprudelt aus ihr heraus, so dass ich kaum mitschreiben kann: „Dass sie ihr Leben lebt, keine Angst hat, sie selbst zu sein. Überhaupt keine Angst vor irgendetwas hat … “

„…Unendlich liebevoll ist und loyal. Sie beschützt. Sie ist eine Kämpferin, eine gut gekleidete Kämpferin“, ergänzt sie noch. „Sie ist unique.“ Einen Moment ist es still zwischen uns. Roma ist oben und schnibbelt irgendetwas, man hört sie hantieren.

Vor meinem inneren Augen fliegen die Bilder der Vergangenheit vorbei. Sibyllas Worte sind so gänzlich ohne Neid und Missgunst, zeugen stattdessen von einer tiefen Wahrhaftigkeit.

Dann kommt Roma erneut runter und blickt neugierig in die Runde. Ich frage sie das Gleiche. Sie zieht auf ihre unnachahmliche Weise die Stirn zusammen. Hatte sie das nicht schon gesagt, impliziert das Schwestern-sein nicht schon alles? – Ich warte, die beste Methode, meiner Tochter etwas zu entlocken.

Kurz denkt sie nach: „Sibylla hat ihr Verspieltsein und ihre Intelligenz von Kleinkind bis zu der schönen erwachsenen Frau in einem Gleichgewicht gehalten. Sie inspiriert mich. Ich bewundere ihren Ehrgeiz, den ich immer weniger habe, ihre Geduld und ihr Feingefühl für Menschen.“

Kurz bin ich mal nicht Mutter und Ersatz- oder Zweitmutter, sondern einfach im Kreis mit zwei klugen Frauen, die jede auf ihre Weise miteinander durchs Leben gehen. Sie nehmen nichts leicht und doch ist es leicht. Sie werfen sich in das Leben, stellen tausend Fragen und suchen unablässig eigene Antworten, das bestimmt sie, und darauf bin ich unendlich stolz.