Schon immer habe ich Sportler bewundert, wie sie sich in einem Alter von etwas verabschieden müssen, wo wir gerade dabei sind Vollgas zu geben. Was ihren Alltag von Kind auf an prägte, besitzt eine frühzeitige Endlichkeit. Die ist nun für Serena Williams gekommen. Die Ausnahme-Tennisspielerin hat ihren Rücktritt erklärt. Die US Open von Flushing Meadows, die heute in New York beginnen, werden ihr letztes Tunier sein.

Die US Vogue widmete ihr das berühmte September-Issue „Serena Williams says Farewell“ und ließ sie darin selbst zu Wort kommen:

I have never liked the word „retirement“. It doesn’t feel like a modern word to me. I’ve been thinking of this as a transition, (…). Maybe the best word to describe what I’m up to is „evolution“. I’m here to tell you that I’m evolving away from tennis, toward other things that are important to me. 

Sie macht in ihrem Bericht keinen Hehl daraus, wie hart es für sie ist, sich zu verabschieden, nicht mehr rauszugehen, zu kämpfen, über sich selbst hinauszuwachsen, zu gewinnen, zu entertainen, den Applaus der Menge zu genießen.

23 Grand Slam Siege im Einzel, 14 im Doppel, zwei im Mixed. Erfolgreichste Tennisspielerin seit 1968. Im September wird sie 41 Jahre alt. Verheiratet, eine kleine Tochter, Unternehmerin. Was ist wichtig?!

Sorgfältig habe ich mir ihre Sätze durchgelesen. Sie ist eine genaue Beobachterin, die aus den Fehlern der anderen lernte, mehr als aus den eigenen. Das ist wie eine Abkürzung nehmen im Leben. „I’m a good mimic“, schreibt sie lapidar.

Ich weiß noch genau, wie es mir ähnlich ging. Ich stand abseits und beobachtete. Jemand sagte mir einmal: Achten sie auf die Angst. Meine Recherchen in der Kunstgeschichte untersuchten immer wieder das Scheitern. Wenn mir jemand etwas nicht zutraute, wollte ich es erst recht schaffen.

“It’s really important for things not to come super easy for you, and to kind of accept that challenge, embrace it and then just roll with it.“

Ihr Wunsch, mehr zu sein als nur eine herausragende Tennisspielerin, ist schon lange in Erfüllung gegangen. Sie ist ein Vorbild für Frauen auf der ganzen Welt geworden (am liebsten würde ich die Männer dazu addieren). Vielleicht können wir sie bis zum Finale in Flushing Meadows verfolgen, sehen, wie sie leidet, wie sie kämpft. Gewonnen hat sie eh schon, egal, ob das sie Match gewinnt oder nicht.