Mir ist danach, wir brauchen einen Song, heute, Freitag, Wochenende, Regen. Einen Ohrwurm, der uns von der Woche in das Wochenende trägt, vom Winter in den Frühling, von der Lethargie in den Neuanfang. Ich erzähle von Rodriguez und der Story von Sugar Man. Wenn ich seine Lieder höre, dann spüre ich den warmen Wind von La Réunion, sehe Nico am Steuer des klapprigen Renault, die Lava Klippen von Votex Energique, das Grab von Pierre, Sylvie in ihrem Arbeitszimmer oben in der Maison Bleue, Roma in ihrer kleinen Küche mit dem Blick über die Buch und wie es aus ihrem Handy scheppert: I WONDER.

Steht auf, die Tasse Kaffee in der Hand, wiegt Euch zu der Musik und singt mit, laut!

Wer ist dieser Mann, der so singen kann, dass es unsere Seele berührt, dass es mehr ist als ein Hit? Achselzucken. Linda (Ardmore) aus Südafrika würde jetzt lachen, für sie ist er ein Star, hat ihr Land geprägt, das abgeschlossen im Würgegriff der Apartheit war. Wir sprechen von den siebziger und achtziger Jahren.

Searching for Sugar Man (Rodriguez) wurde zu einer Oscarprämierten Dokumentation 2013. Zwei südafrikanische Musikfans hatten sich auf die Suche nach diesem Sänger gemacht, der angeblich Tod sein sollte. Seine Lieder waren zu Hymnen für ein Land ohne Rassentrennung geworden. Reißt mit die Arme hoch, es geht um Leben, um Freiheit.

So, und nun stellt Euch mitten in den Raum. Dreht die Musik lauf auf und beginnt zu tanzen. Seid Ihr schon im Büro, macht das auch nichts, öffnet die Tür von Eurem Zimmer und lasst die anderen mithören. Ruft rüber: „Es ist die Geschichte von Sugar Man“, und dann ladet sie ein mitzusingen.

Damit nicht genug, es gibt noch etwas für das Herz. Ich gestehe, mir kommen dabei immer ein wenig die Tränen, und das an einem Freitag wie diesem. Macht doch nichts, ist herrlich, ist Rodriguez. Trinkt Euren Kaffee zu Ende, heult ein wenig und träumt Euch aus dem Alltag, so wie ich gerade.

Was macht Ihr heute? Vielleicht schreibt Ihr einen Brief an jemanden, der ihn brauchen könnte. Oder greift zum Handy, ruft an und dreht dabei die Musik auf. So etwas verbindet, ohne, dass man reden muss, verschenkt ein Lächeln an die, die Euch entgegenkommen mit „all those colours of my dreams“.