Irgendwann geht auch die schönste Zeit einmal zu Ende hier auf der Insel. Wahrscheinlich ist sie deshalb so schön, weil sie endlich ist, weil sie die Wehmut braucht, dass man Abschied nehmen muss, um die Sehnsucht wieder zu züchten auf das nächste Wiedersehen, bald, à bientôt, vielleicht, oder sonst eben erst im kommenden Juli. Que sera sera.

Ein letztes Mal verabreden wir uns zu einem Strandspaziergang: Madame La Petite oder „Madame Tütü“, wie sie nun auch heißt, jedenfalls solange sie auf der Insel ist, ich, die sowieso in keine Schublade mehr passe, und zwischen uns Claudia, die Künstlerin, die wir frech das „Baby“ nennen. Auch sie wird heute abreisen.

In meiner Mary Poppins Tasche stecken die Kissen von Ardmore aus Südafrika, die Picknick-Decke, die Gläser und der geschenkte Champagner, der schnell und eiskalt getrunken werden will. Hinter uns das Meer, die Wolken, die sich malerisch auftürmen. Ein schöner und würdiger Abschied. Wer was über uns denkt, ist uns egal, wir haben unsere Gespräche und unseren Spaß, und davon gab es diesen Sommer reichlich.

Gerade geht es um die First Lady aus Namibia, wie sie erfolgreich versucht, Aids in den Griff zu bekommen, die Wunden der Apartheit zu heilen, um versöhnlich in eine stabile Zukunft zu führen. Die an uns vorbeigehen sind der Meinung, hier ist Party angesagt. Das auch, aber wir klugen Frauen denken, wo immer wir gerade sind. Cheers!

Auf unseren Wanderungen am Meer unterhielten Bettina und ich uns über Susan Sontag und „Illness as a Metaphor“, wir sprachen über Ingeborg Bachmann und die Wahrheit, die zumutbar ist, über das Sammeln und wieder Verlieren, die Volksweisheiten, „die Nase voll haben“. Wir kämpften uns durch den Sturm und durch den Regen, an unserer Seite die beiden Hunde. Und ab und an, liefen wir einfach stumm und in uns gekehrt am Flutsaum entlang, um den Möwen zuzuschauen. Was für ein Sommer! Cheers.

Nein, wir sind ganz und gar nicht oberflächlich, wie man vorschnell meinen könnte, so mit dem Schampus in der Hand, oder wenn wir nachts um drei auf den Tischen tanzen und uns in pinkfarbene Ballonröcke zwängen. Wer ahnt schon, dass ich um 21:00 Uhr im Bett liege, um zu lesen, allein mit mir Briefe schreibe in die Welt. Bettina eilte vom Meer in die World Federation Online-Konferenzen, noch mit Sand in den Haaren. Cheers!

Wir sind das alles und noch viel mehr. Das macht uns aus, hübsch und attraktiv oder ungewaschen zerzottelt, manchmal auch provozierend banal. Wir können on and off, können leise und laut. Und das nicht nur einen Sommer lang!

Jeder fährt wieder in sein Leben, nach Genf, nach Leipzig, nach Hamburg und von dort weiter in andere Länder. Cheers! Man kann nicht endlos Sommern. Aber herrlich war es trotzdem. Danke Euch allen!