Ein lauer Abend auf Sylt, an dem man allerdings den dicken Strickpullover griffbereit haben sollte. Der Tisch im Garten ist schnell gedeckt. Eine schlichte Decke mit den ewigen Spuren früherer Menues, das Melamin-Geschirr von maison f. mit den Meeres-Motiven, die Servietten aus Leinen, dazu ein paar Gräser als Deko. Nicht viel Aufhebens, eine kleine non-chalante Dekoration zwischen den Bäumen mit der untergehenden Sonne.

Unsere Gäste und Freunde sind Katrin Sachse von der BUNTEN und ihr Mann Klaus. Auf dem Plan stehen Austern, das Damenprogramm (wir mögen keine Austern) sieht Risotto Frutti di Mare vor. Mit einem „Ah“ und „Oh“ erhält die Schale von Gustav Heinkel aus den dreißiger Jahren ihren Auftritt, aber der Star des Abends wird jemand anderes…

Das Risotto Frutti die Mare ist der Hit, unschlagbar an diesem Abend. Es gibt kein (!!) Foto. Somit versuche ich im folgenden möglichst bildhaft das Spektakel und seine Zubereitung zu beschreiben. Als erstes kommt ein riesiger Messing Topf mitten auf den Tisch, gefüllt mit der „Mutter aller Risottos“, dem Piemontese, gedacht für eine Großfamilie. Soviel schon vorweg: Es blieb NICHTS übrig. Hier die Rezeptur:

Der Reis ist wichtig, Risottoreis wählen (Vialone oder Carneoli). Nicht waschen. Als erstes Butter in die Pfanne zerlassen und darin die kleingeschnittenen Zwiebeln (zwei) glasig anbraten, dazu die kleingehackten Gewürze geben: Ingwer, Knoblauch, Kurkuma, und für die Farbe noch Spitz-Paprika. Alles andünsten, aber nicht anbraten. Parallel ca. 200 ml. Hühnerfond erhitzen.

Das alles stell ich mir nicht vor, weil ich nicht kochen kann, aber es soll kinderleicht sein. Dann den Reis (4 Gläser) in die Pfanne geben und erhitzen bis er transparent wird. Die Meeresfrüchte ebenfalls dazu schütten und mit Hühnerfond übergießen. Rühren und Geduld haben, weiter rühren. Diesen Prozess ständig wiederholen, die Flamme auf klein gedreht. Dauert ungefähr 30 Minuten: Rühren – Hühnerfond – Rühren. Etwas salzen und pfeffern. Eine handvoll Parmesan dazu, wieder rühren. Dann alles in den besagten riesigen Topf kippen und mit Petersilie garnieren.

Das wäre schon alles. Der Rest ist noch viel einfacher und jedes Mal mit kleinen Varianten ähnlich: Es wird gegessen bis NICHTS mehr übrig bleibt, geplaudert und Gedanken ausgetauscht bis der Mond über dem Haus voll und hell erleuchtet und man irgendwann spät auseinander geht mit dem Versprechen, sich bald wiederzusehen.