Damit es gar keine Missverständnisse gibt, in diesem Beitrag rede ich nicht von Lebenswesen, ob Mensch oder Tier, sondern von der Dingwelt des Luxus, von Mode und Accessoires, die ein Leben vor mir hatten. Gewiss ist das nicht Jedermanns oder Jederfraus Sache. Ich kenne viele, die nichts anprobieren wollen, was schon getragen wurde. Es soll für sie brandneu sein, „jungfräulich“ sozusagen, markelos, gebügelt und mit Hangtag versehen an der Stange in der Boutique. So etwas akzeptiere ich und füge doch ein großes ABER hinzu …

Yves Saint Laurent Vintage, zweiteilig: Samtrock, Seidentaft Bluse, 1970er (€ 1.200), Gürtel Vintage Celine (privat)

Niemals stelle ich mir vor, wie die frühere Eigentürmerin oder gleich im Plural die Eigentümerinnen darin ausgesehen haben mögen, ob sie groß und schlank waren, schön, reich und glücklich. Es interessiert mich nicht, ich verschwende daran keinen einzigen Gedanken.

Kombiniert mit Vintage Lanvin Gürtel und Margiela Jeans (privat)

Vielmehr begeistert mich das Material, das es so nicht mehr gibt, die Seide, der Samt, die raffinierten Details, die sorgfältige Verarbeitung sowie das prickende Gefühl, das Modell eines von mir geschätzten oder bewunderten Designers zu besitzen.

Dominika in dem Samtrock kombiniert mit Muschel-Bluse Roma e Toska.

Die Zeit ist über das Outfit, die Tasche oder die Kette hinweggegangen, manchmal hat sie Spuren hinterlassen, kleine Abnutzungen, ein Fleck irgendwo versteckt am Ärmel.

Es stört mich nicht, ich addiere meine eigenen Indizien des Tragens hinzu, spiele mit immer neuen Kombinationen, die sich mit meinen eigenen Kreationen erfrischend verbinden. Pre-Loved wird zur Inspiration, einzigartig und gegenwärtig.

Vintage Fashion ist „the new smart investment“ (Observer), mit jetzt schon geschätzten weit über 50 Milliarden Jahresumsatz weltweit. Es findet immer mehr Liebhaber, Sammler, Influencer und damit auch junge Leute, die sich darüber neu stylen und definieren.

Danke Dominika für das „Sister“-Shooting mit einem geteilten Outfit und Erinnerungen an einen Sommer auf Sylt.

Ich bin keine Sammlerin, ich kaufe, trage, verkaufe oder teile, gebe es einfach weiter, bin eine Durchlaufstation für Pre-Loved. Meine Liebe addiere ich zu der Ex-Liebe der Vorbesitzerin, solange bis sich jemand anderes erneut darin verliebt. Zusammen sind wir dann Mitwirkende in einem zirkulären Business, das nachhaltiger nicht sein könnte. Es ist nicht nur „slow“, es hält die Zeit einfach fest.