Wie lange war ich nicht in Paris, eineinhalb Jahre ist es her, zur letzten „physischen“ Premier Vision im Februar 2020. Toska blieb mit dem Blick aus dem Fenster, das den Eiffelturm einrahmte, wir waren im ersten Lockdown, im zweiten Lockdown … und nun bin ich endlich wieder in der Stadt an den Seine, an der das Auge sich nicht sattsehen kann.
Hinterhof, in dem die Designerin Eileen Gray lebte.
Ein Lächeln liegt auf meinem Gesicht, das tief geht, das über die Menschen gleitet, durch die Straßen schlendert, entlang der kleinen Geschäfte, der Leute in den Cafés. Man lächelt mir zurück. Toska und ihr Freund Hannes an meiner Seite. Ich summe die Chansons leise vor mich hin, die sonst aus dem kleinen Lautsprecher auf Sylt tönen: Juliette Greco, Georges Brassens, Edith Piaf …
Meine Augen saugen alles auf, die Farben, die Schaufenster … alles wird zu Bildern, zu Motiven für irgendetwas. Es könnten hunderte Kollektionen daraus entstehen. Wie ich es vermisst habe. Hannes, Philosophie-Student, bezeichnet die Stadt als „gedrängt“, er meint es positiv, ich bezeichne sie als „vielteilig“, flirrend und still zugleich, hektisch und poetisch. Ein Nebeneinander, das einen begeistert taumeln lässt. Paris ist alt und jung. Es reißt einen mit und lässt mich gleichzeitig verstummen. Ich muss einfach nur hinsehen.
Bei Dries van Noten an der Rive Gauche. Stiefel Taglia Scarpe (€ 570)
Wir laufen ziellos (man nennt es „flanieren“) entlang der Seine, morgen will mir Toska ihre Bouquinisten-Freunde vorstellen, natürlich müssen wir einen Abstecher zu Dries van Noten an der Rive Gauche machen. Einige Straße zuvor probierte ich Ketten und Sammler-Stücke aus Afrika, Papua-Neuguinea, Afghanistan. Wieder wird meine Phantasie beflügelt.
Am frühen Abend geht es zu Chartier zum Essen. Wir diskutieren die Trends, 2021, 2022. Was wird uns im Herbst-Winter nächstes Jahr beschäftigen? Wenn ich über „Trends“ rede, dann meine ich nicht die Mode, sondern unsere Gesellschaft, unsere Umwelt, das Leben in den nächsten zwölf Monaten und denen, die darauf folgen. Spannend!
Es ist spät geworden, unser Spaziergang hat uns bis nach Montmartre geführt. Ich bin müde und erfüllt. Der Vollmond steht am Himmel, der Eiffelturm glitzert. Es könnte sich kitschig anhören, aber ist es nicht. Es ist einfach nur schön, Paris!
Toska hat mir ihr Fahrrad geliehen, um schneller zum Hotel zurück zu kommen. Heute steht die Stoffmesse auf dem Plan, dann natürlich Christo und der verhüllte Arc de Triomphe. Noch schnell füge ich die Fotos in den Beitrag, dann unter die Dusche und hinein in den prall gefüllten Tag.
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