Es ist immer wieder eine schmeichelhafte Freude, wenn ich so höre und lese, was Ihr mir alles zutraut. „La Belle Chanteuse“ (Blog 1.4.2020) hat sich erneut einen frechen April Scherz erlaubt. Weder habe ich den Namen der Balkon-Sopranistin herausgefunden, noch bin ich von Raffaella und Giovanni aus Rom gecoacht und habe auch nicht gestern Abend inbrünstig „La Traviata“ aus dem Fenster über der MILCHSTRASSE 11 geschmettert. Es gilt gestern wie heute: Ich kann nicht singen und einen Balkon habe ich auch nicht! Bridget not perfect!

Abb: Kimonobluse (€298), Mieder (€160), Vintage Gürtel Cognac (€189), Camouflage Tütü (€ 898)

Ob sich das ändert oder auch nicht, dass werde ich sehen. An diesem Donnerstag folge ich dem Aufruf der New Yorker Schriftstellerin Haley Nahman: Tun Sie einfach nichts.

Das Internet ist in diesen Wochen gefüllt von den Gutmenschen, die nicht müde werden, die Krise als große Chance zu sehen (ich gehöre teilweise dazu) und den ungeduldigen Wutmenschen, die mit den Hufen scharren und alles für einen Panik-Blödsinn halten (dazu gehöre ich nicht). Beides ist ein wenig anstrengend und ich zitiere die Autorin, die das Sich-Verweigern empfiehlt:

Abb: Netztütü Rock (€698), Stiefellette Taglia Scarpe (€ 470)

„Wenn Sie sehen, wie andere die Selbstquarantäne als Meditationsretreat behandeln, oder wenn Sie von Ihrem Umfeld ermutigt werden, die Quarantäne als Chance zu sehen, um endlich Ihren Debütroman (Anm.: mache ich gerade) fertig zu schreiben, Dostojevski zu lesen, fit zu werden und sämtliche liegen gebliebene Arbeit zu erledigen: Sie müssen nicht ‚Das Beste‘ aus einer globalen Pandemie machen.“

Abb: Holland Seidenbluse (€498), Etui Rock schlamm (€498), Vintage Gürtel cognac (€189). Jil Sander Mantel (privat), Vintage YSL Kette

Das ist natürlich sehr gewagt als Statement, und ich stimme mit dem als notorische Macherin nicht zu 100% überein. Aber man darf sich gern verzeihen, wenn man unendlich lange einfach nur ins Leere starrt, oder wenn man zerstreut ist, sich nicht erinnern kann, ob etwas schon erledigt ist, oder was es überhaupt war, dass es zu erledigen galt.

„Es ist in Ordnung, Bedürfnisse zu haben, die Ihrem Selbstverständnis zuwiderlaufen.“ Schreibt Nahman weiter. Was wäre das für mich? Wie ein Kind auf dem Rücken liegen, die Schuhe ungezogen auf der Sofalehne und ins Bücherregal starren. – Herrlich! – Oder: Eine Woche lang die Haare nicht waschen, weil das Warmwasser in der Dusche nicht funktioniert. – Köstlich, bockig! – Sieben Sachen übereinander anziehen, die alle nicht zusammen passen und sich trotzdem unglaublich schick finden. – Smashing! – Zum Abendessen Salzstangen und steinharten Käse unter der Decke im Bett essen. – Unangepasst Bohemien!

„Setzen Sie sich nicht unter Druck, das Gefühl der Ohnmacht sofort wieder loszuwerden.“ – O.k. mach ich nicht. Meine neue Haltung: Ich weiß nicht, was kommt, und das fühlt sich irritierend gut an.

Abb: Kimono-Bluse weiß (€298), Vintage Gürtel cognac (€189)

Fazit: „‚Das Beste‘ aus einer Situation machen, heisst nicht immer: sichtbaren Output produzieren. Manchmal heisst es auch: annehmen, was ist.“ (Haley Nahman).

In meinem Kopf geht es unstet zu, noch wird nichts verraten. Einziger „sichtbarer Output“: der neue Gürtel aus Vintage Leder in Cognac-Farbe. Auch wenn man in diesen Zeiten nichts haben möchte, der könnte gehen. Wir verschicken, zusammen mit einer kleinen Maske aus dem Erzgebirge.