Gestern Nacht regnete es Wünsche vom Himmel, so könnte man poetisch bezeichnen, was sich dort vom 12. auf den 13. August am nächtlichen Firmament abspielte: der Schauer der Perseiden. Der passende Ort für dieses jährliche Naturspektakel war schnell gefunden: das Megalithgrab (Hünengrab) Harhoog in Keitum, ca. 2.500 v.Chr. errichtet. Es ist kurz vor Mitternacht und ich liege auf der mächtigen Steinplatte rücklings mit dem Blick in die Sterne und dem Zettel mit „Herzensangelegenheiten“ (Synonym für „Wünsche“) im Kopf.

Megalithgrab Harhoog in Keitum/Sylt, errichtet um 2.500 v.Chr.

Die Perseiden, Sternschnuppen oder auch „Tränen des Laurentius“ stammen von dem Kometen 109P/Swift Tuttle, der alle 130 Jahre die Sonne umkreist und dabei jedesmal eine Dreckspur im All hinterlässt. Die Erde kreuzt dieses Feld von Staubkügelchen zwischen dem 17. Juli und 24. August. Alle weiteren Details lassen sich schnell auf Wikipedia nachlesen, dass es erstmals überlieferte Beobachtungen vor ungefähr 2.000 Jahren aus China gab, dann aus Japan, und dass das Phänomen seit dem frühen Mittelalter in Europa erwähnt wurde.

Die Perseiden befinden sich zwischen dem Sternbild des Perseus und der Kassiopeia (Radiant). ©Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Das habe ich alles gelesen und vergesse es doch schnell wieder. Ich versuche den Alltag auszublenden, fühle die von der Sonne aufgewärmte Grabplatte und versuche die Natur zu spüren, das Zirpen der Grillen, die fernen Geräusche mit einem der letzten Züge über dem Damm vom Festland. Gar nicht so einfach, sich dem Universum zu übergeben. Wieder eine Sternschnuppe und noch eine. Sie zischen durch das Dunkel und dann ist wieder Schluss, Pause mit dem „Ansinnen“ (= „Wunsch“).

Ich hätte noch ein paar innige „Bitten“ (alternativ für „Wunsch“) in petto, aber Wolken schieben sich über die Sterne … Wir fahren zurück mit dem offenen Verdeck, ich habe den Kopf in den Nacken gelegt, das Funkeln über mir. Sylt ist schon eine wahrhaft mystische Insel in einer Nacht wie dieser.

Viele Stunden später sitze ich nun am Schreibtisch und arbeite mein Sehnsuchtsrepertoire ab, damit auch nichts schiefgeht mit dem „Appell“ (= „Wunsch“) an die Unendlichkeit.