Die Aufnahme entstand am Set von „Münter & Kandinsky“, für den die Dreharbeiten in April 2023 begannen und die letzte Klappe soeben fiel. Von links nach rechts: die Co-Produzenten, hinten in der Mitte die Freundin Annegret Weitkämper-Krug in Roma e Toska (Gretchenfilm), neben ihr der Regisseur Marcus O. Rosenmüller, rechts die Drehbuchautorin und Produzentin Dr. Alice Brauner (Tochter von Atze Brauner), vorne auf dem Sofa Vanessa Loibl (als Gabriele Münter) und Vladimir Burlakov (als Wassily Kandinsky).

Schon vor einigen Wochen erreichte mich dieses Foto aus Murnau bei München. Links die Schauspielerin als die Künstlerin Gabriele Münter in dem originalen Kostüm aus der Zeit um 1910. Daneben Annegret, wie die Münter fast immer mit Hut und Haarband anzutreffen. Sie trägt einen meiner Lieblingsröcke mit der seitlichen Tasche und dazu der kurze Blazer aus der Kopernikus-Kollektion. Malerisch sieht es aus vor dem Hintergrund der „blauen“ Alpen.

Vor ein paar Tagen trafen wir uns zum Dinner, denn ich war neugierig auf die Produktion, die Dreharbeiten und das Thema. Das Künstlerpaar Münter-Kandinsky mit den Freunden Marianne von Werfekin, Alexander Jawlensky, Franz Marc und August Macke waren Teil meiner Doktorarbeit gewesen und auch Vorlage für eine meiner Kollektionen.

Print Roma e Toska mit Arbeiten von August Macke und Franz Marc, Sommer 2016

Die alten und ewigwährenden Fragen kamen wieder hoch als wir bei Pasta und Salat beisammensaßen: der berühmtere Ehemann, die zurückgelassene Künstlerin, die über Jahre nicht malen konnte, Depressionen. Dabei waren sie alle so hoffnungsvoll gestartet mit der Gründung der Neuen Künstlervereinigung München, 1909.

Ende 1911 kam es zum Eklat, und fortan stellten sie als Gruppe unter dem Begriff „Der blaue Reiter“ aus. Die „Geburt der Moderne“, wie es später heißen sollte. Die Außenaufnahmen finden an den historischen Schauplätzen statt. Die Innenräume sind im Studio in Berlin nachgebaut.

Annegret Weitkämper-Krug neben Vladimir Burlakov als Kandinsky

Alice Brauner schrieb das Drehbuch während der Corona Zeit, damit fließt unweigerlich auch das Thema des Rückzugs mit hinein. Ich bin gespannt, wie sie sich die weibliche Künstlerfigur angeeignet hat. Der Film wird im Frühjahr 2024 in die Kinos kommen und ist gleichzeitig im internationalen Verleih.

Annegret neben Alexander von Glenck, Mitproduzent, der eine Komparsenrolle übernahm

Wird er die Künstlerin bekannter machen? Wir schauen uns um draußen im Restaurant gegenüber der Laeiszhalle in Hamburg-Neustadt. Würden wir die Gäste an den Nachbartischen fragen: Wer ist Gabriele Münter? – wer weiß, ob jemand sie kennt. Immer wird sie in einem Atemzug mit ihrem berühmten männlichen Lebensgefährten genannt: „Münter & Kandinsky“.

Am Ende war es Münter, die dafür sorgte, dass wichtige Werke ihres schon längst in Russland und Frankreich mit einer anderen Frau lebenden Weggefährten erhalten blieben. Sie hatte sie ihm nicht auf seinen Wunsch zurückgegeben, sondern vor den Nazis in ihrem Keller versteckt. Ebenfalls ein typisches Frauenschicksal: das Werk des Mannes fördern und erhalten.

Bruon Eyron als SS-Mann, Annegret Weitkämper-Krug, Gretchenfilm

August Macke war der Erste aus der Runde, der mit Beginn des Ersten Weltkriegs starb, ihm folgte Franz Marc 1916, Marianne von Werfekin starb verarmt 1938 in der Schweiz, Jawensky hatte sie da schon lange verlassen. Kandinsky feierte seine internationale Erfolge. Gabriele Münter überlebte sie alle.

Die Rechte an ihrem Werk sind seit vergangenem Jahr frei. Wer weiß, vielleicht entwerfen wir mit ihren Motiven den Schal zum Film …