Was für ein schönes Wort „Mlyntsi“, es bedeutet Crêpe, ist ukrainisch und verweigert sich in den ersten paar Minuten einer flüssigen Aussprache für uns im Westen. Üben! Und dann klingt es irgenwann so weich und delikat, wie die Pfannkuchen, die Alina, Maria und Sofia für uns zubereiten.
Sofia (rechts) ist schon eine Weile in Hamburg und studiert Orgel an der Hamburger Musikhochschule. Sie hatte Thomas gebeten, ob er für die Freundinnen aus einem Vorort von Kiew eine Unterkunft hätte. Deswegen bin ich wieder in den Tempel gezogen.
Die Arbeiten von Claus Clément im Schlaf-„Salon“ im Tempel
Während sie einkaufen, hängen er und ich die CultureCUTScollagen von Claus Clément, aber dazu ein anderes Mal. Erst kommt das Essen und dann die Kunst.
Sofia, Alina, Maria (von links nach rechts).
Es dauerte zwei Wochen, bis die beiden jungen Frauen endlich herauskamen aus dem Grauen, mit Nächten im Keller und im Luftschutzbunker, nicht durchschlafen, Todesangst haben. Es bleibt die Ungewissheit, was mit ihren Familien und den Freunden passiert. Regelmäßig werden auch an diesem Abend die Handys gecheckt, ob eine neue Nachricht da ist.
Für für ein paar Stunden klammern wir die Sorgen aus und genießen das Miteinander in dieser besonderen Atmosphäre des Tempels, der schon so viel Freude und Leid gesehen hat. Die Drei, 23 und 27 Jahre alt, könnten meine Töchter sein. Sie sprechen fließend englisch, haben Kulturwissenschaften und Theater studiert. Und nun zeigen sie uns wie Mlyntsi zubereitet werden.
Die Zutaten: 2 Eier, 1 TL Zucker, 50 ml Öl oder geschmolzene Butter, 1 Prise, 500 ml Milch und ca. 150g Mehl (hier muss man flexibel sein, um die richtige Konsistenz zu erhalten.
Diese Mengen haben sie gleich mal fünf multipliziert, so dass man davon noch Tage hätten essen können. Wir waren acht Personen, ich denke mal Faktor drei hätte gereicht. Und das sage ich, die immer notorisch Angst hat, nicht genug zu bekommen.
Die Pfannen sind nicht die richtigen, und so gehen die ersten Mlyntski daneben, aber dann entwickeln die drei Köchinnen eine wahre Meisterschaft. Der Stapel wächst. Es wird gelacht und gescherzt.
Als Füllung gibt es geriebene Äpfel mit Zimt, geschmort in der Pfanne mit ein wenig Zucker. Es schmeckt köstlich, soviel kann ich jetzt schon vorraten.
Parallel werden die anderen Füllungen zubereitet, sowohl süß wie herzfaft mit Hüttenkäse und Quark, oder Champignos mit Zwiebeln. Thomas erwähnt mehrfach, er hätte Hunger, aber die drei sind vertieft in ihre Arbeit.
Irgendwann ist alles fertig, die Lachsröschen, der Quark, die Pilze und die Mlyntsi. Alina zeigt mir, wie man sie füllt und dann aufrollt. Es schmeckt wunderbar, als hätte ich das erste Mal in meinem Leben einen Crêpe gegessen.
Es wird ein wunderschöner Abend, mit einer beinahe anrührenden Normalität, mit Menschen verschiedene Alters, die zusammen kochen, sich austauschen, im Frieden.
Die beiden wollen bleiben. Am Montag habe ich mit ihnen ein Gespräch, um zu sehen, was ihre beruflichen und akademischen Wünsche sind, und wie ich helfen kann mit meinem Netzwerk.
PS: Auch in diesem Beitrag könnte Ihr auf die Suche nach dem Hasen gehen (Leihgabe Maison F.) und einen Gutschein von € 50,00 gewinnen (für die erste richtige Antwort). Gestern waren es 🐰🐰🐰🐰. Petra aus Königswinter hat gewonnen.
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