Keine Sorge, es geht nicht schon wieder um Bernard Williams und um das „K“ aus „Wahrheit und Wahrhaftigkeit“. Meine Tochter Roma brachte mein vorgestriges Gedankenmeander treffend auf den Punkt: ein Ausflug in die Quantenphysik mit einer scharfen Kurve Richtung Blazer. Genau so. Die Szenerie ist allerdings eine ähnliche, morgens vorbei an der Uwe Düne in Kampen auf Sylt, Richtung Meer, Stand und Horizont.

An meiner Seite Madame La Petite, meine Sparringspartnerin für langläufige und abseitige globale Gedanken. Die Hunde eins und zwei links und rechts daneben. Das „S“ könnte für die schon zu dieser frühen Uhrzeit brennende Sonne stehen, oder für das „Sommern“ der Literaten, endlos am besten. Wir unterhalten uns aber über ein anderes „S“, das „Soma„, griechisch = Körper, und das „Somatisieren“.

Sie ist die Medizinerin, ich lerne neue Vokabeln und fasse schlicht zusammen, was wir alle schon längst begriffen haben sollten: Unser Körper weiß mehr, als wir wahrhaben wollen. Er reagiert auf Stimmungen und Befindlichkeiten, er zieht die Notbremse, er verweigert sich, und das am liebsten, wenn wir offiziell „entspannt“ im Urlaub sind. Volkes Mund formuliert treffend und genau, was dieses oder jenes zu bedeuten hat.

Dem einen ist etwas „auf den Magen geschlagen“, dem anderen „verschlägt es die Stimme“, weil heiser. Was es bedeutet, wenn jemand sagt, es würde ihm „auf den Sack gehen“, finden wir auch noch raus. Und ich „ärgere mich die Krätze“, worüber, keine Ahnung, aber seit kurzem plagt mich ein gräßlich juckender Ausschlag. Wird Zeit, auf innere Spurensuche zu gehen.

Die Franzosen haben einen Spruch für die Volkskrankheit No.1: „J’en ai plein le dos!“ („Ich habe den Rücken voll“, wörtlich übersetzt). Bei uns ist es die Nase, aber gemeint ist, dass etwas nicht stimmt mit unserer Mitte, unserem Gerüst, das alles aufrecht stabil hält. Und selbst in den Ferien wird es nicht besser, wir grübeln weiter und beugen uns vor, verspannen uns, und etwas läuft nicht rund: unser Körper.

Nun komme ich zwar nicht aus der Quantenphysik, aber ich bin die, die am Ende doch noch die Kurve kratzt, um zur Bluse zu kommen, die uns umhüllt, die Haut streichelt und zeigt bzw. erahnen lässt, was sie verbirgt: unsere hübsche Mitte, um die es geht.

Es gibt die Bonnard Bluse im Moment nur noch in Größe L, wie ich sie auf dem Foto trage. Sie gefällt mir, sie flattert im lauen Sommerwind und lässt mich spüren, wie lebendig ich bin oder sein werde oder sein möchte. Das hilft gegen das Somatieren mit Impulsen, die zurück zum Hirn laufen.