Kurz habe ich überlegt, ob ich der Überschrift noch einen Zusatz geben sollte wie: „Helma Petrick“ oder „Helma – Grande Dame der Deutschen Kunst“ oder „Helma, die Surrealistin“, „Helma und Max Ernst“ … Nein, es bleibt schlicht HELMA, fünf Buchstaben für einen Namen, der von sich aus schon einen mysteriösen Klang besitzt, den man keinem Jahrzehnt wirklich zuordnen kann.
Abb: Helma, Mauerblümchen, 2009, Öl auf Leinwand, 90 x 90 cm, (€ 7.500), Vase Uhlemeyer, Keramik, 1950er (€ 420).
Und so ist sie eine Spätgeborgene für die Surrealisten und die ewig Zeitlose für die Kunst. Eine Malerin, die sich in ihren Bildern selbst befragt, deren akribisch geschichteten Mauern nicht nur eigenen sind, sondern auch die der unendlich vielen anderen Frauen mit einer zerbrechlichen Seele, die sich in der harschen Realität nicht zurecht finden.
Abb: Schale Martha Katzer, Keramik, 1930er (€ 420)
Meine Doktorarbeit handelte von den Künstlerinnen in der Weimarer Republik. Helmas Bild „Mauerblümchen“, 2009, entdeckte ich erst vor kurzem in der Galerie Holthoff und musste sofort an die kleinen umgrenzten Gärten der altniederländischen Malerei denken, Symbol für Reinheit und Unschuld. Auf die mir eigene Art habe ich Thomas überredet, das Gemälde im Tempel aufzuhängen.
Die naiv anmutende Vegetation wird durch die Umzäunung beinahe erdrückend zusammengehalten. Die Bäume davor schlängeln sich mit ihren Wurzeln und Ästen nach innen, übersät mit Dornen statt Rinde. Darüber hängt eine Blüte, die sich nicht eindeutig lokalisieren lässt, ein Symbol der Liebe und der Sexualität. An der Mauer heftet wie ein Steckbrief der Wolf, lüsternd und böse. Handelt es sich um eine Märchenerzählung?
Ihr seid als LeserInnen ja schon geübt in der Bildbeschreibung und könnt Euch selbst an der Deutung versuchen, poetisch und zugleich verstörend. Es ist nicht die Wirklichkeit eines Traumes, soviel sei gesagt, damit würde man ihr und ihren Surrealisten Freunden nicht gerecht werden, sondern, um Max Ernst zu zitieren, ist es ein „Grenzgebiet von Innen- und Außenwelt“, in dem sich die Künstler „frei, kühn und selbstverständlich bewegen…“ (Max Ernst, 1934, aus Katalog Galerie Holthoff, 2016)
Abb: Helma, Ich seh was, was du nicht siehts, 2003, Öl auf Leinwand, 110 x 90 cm (€ 9.400).
Helma lebt in Berlin. Sie ist über achtzig, ihre Werke sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, ihre Arbeiten wurden in über 50 Ausstellungen gezeigt.
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