Es wird Zeit, den fünf Sinnen mal wieder ein wenig „Nahrung“ zu geben, mit einer kräftigen Portion Farbe, einem subtilen Gemisch der Düfte, einem Gefühl für Oberflächen und Konsistenzen, sowie dem verlockenden Geräusch von leichtem Blubbern in der Pfanne … Und dann zur Krönung: ein frühlingshaftes Aromen-Erlebnis. Ich spreche von dem Omelette à la Tyszkiewicz. (Wer es nicht aussprechen kann sagt: „Graf“.)

Karen und ich konnten es schon zu unserem letzten Lunch genießen, wo es um die Formen ging, die so viel erzählen (Beitrag 25.2.2021). Nun liefere ich passend zum Sonntagabend das Rezept.

Es wirkt ein wenig, als hätten wir den lokalen Gemüsemarkt ausgeraubt: Tomaten, Fenchel, Porree, Pilze, Paprika, Zwiebeln, Gemüsezwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Curcuma (für die exotisch asiatische Kopfnote) und natürlich Eier, Öl, Salz und Pfeffer.

Schon geht es los, es wird geschnippelt, was das Zeug hält. Ich habe zwei linke Hände, wenn es um die Küche geht. Heißt, ich schaue zu, stehe im Weg, versuche zu verstehen und mache ein paar Snapshots.

Fenchel, Porree und Karotten in Stücke schneiden und blanchieren (heißt: kurz im heißen Wasser aufkochen, damit sie weich werden). Brillenträger warten, bis sie wieder klar sehen können, um den Rest zu zerteilen …

Was für Farben, ich denke natürlich sofort in Kollektionen: Ruwenzori, roter Gürtel …  Aber ich darf mich ja auch ablenken lassen, denn ich bin hier nur die Zuschauerin: Frühlingszwiebeln und Zwiebeln (grün-weiß), die rote Paprika, Tomaten, die Pilze …

Anschließend eine Knoblauch-Zehe, Ingwer und Curcuma in schmale Streifen schneiden. Nicht ungeduldig werden, denn nach dem Frühlings-Gehexel geht es zügig in die nächste Runde. Ich muss mich beeilen, gleich kommt Besuch …

Öl in die Pfanne, Volldampf und alles Geschnittene hinein bis auf einen kleinen Rest mit Stückchen Tomaten, Frühlingszwiebeln, die brauchen wir noch für die Dekoration.

Während es oben köchelt, brutzelt oder schmort, was weiß ich, suche ich unten schon die Schönste aller Schalen aus: Von Martha Katzer aus den 1930er Jahren in einem herrlichen frühlingshaften Seladon Grün.

Abb: Martha Katzer, Keramik grün, 1930er Jahre (€ 380)

Und schon gehen die Hauptdarsteller an den Start, die guten Eier aus Morsum/Sylt. Sieben an der Zahl in eine Schale schlagen, verrühren (oder verquirlen?) und in die selbige das gedünstete Gemüse geben. Alles miteinander vermengen.

Ein wenig Öl in die Pfanne gießen und den herrlich bunten Brei wieder Retour. Ich gebe zu, ich werde ein wenig ungeduldig, aber die Küche ist ja auch nicht mein Terrain. Hektik ist hier verboten, denn das Ganze muss bei leichter Hitze ein wenig – schon wieder die Fachbegriffe – ziehen, stocken. Na irgendetwas in diese Richtung, ca. 10 min. warten und schon mal den Tisch decken.

Es duftet köstlich, Ingwer und Curcuma machen es neu und anders. Das schnöde Omelette, wie wir es kennen, wird leicht verfeinert zu einem Ereignis der Sinne. Schon gleitet es aus der Pfanne auf den großen Teller.

Und dann ist es wieder mein Part, alles hübsch zu arrangieren für das Schlussbild, denn eines ist gewiss, auch das Auge isst mit. Im Hintergrund die Keramik von Paul Dresler, die Shona Skulptur aus Zimbabwe, die Bilder von Ernst Eitner und Thomas Herbst an der Wand. Bon Appetit!