Gestern saßen wir zusammen bei Hej Papa zum Mittagessen. Monique hatte uns eingeladen, ihr vorletzter Tag, mein letzter mit ihr gemeinsam als meine treue, liebe, zarte, verlässliche Mitarbeiterin. Thomas Holthoff, der Galerist und Freund, nannte sie immer „Dorothy“ aus der Zauber von Oz. Für mich hat sie etwas Feenhaftes, wie aus einem Märchen, mein „tapferes Schneiderlein“, selbst wenn sie im Stechschritt durch unsere Räume wanderte, bis sie bei ihrer geliebten Nähmaschine angelangte.
Monique Knitter mit einer Arbeit von Eiko Borcherding.
Heute morgen lese ihren Brief an mich, eingeschlagen in einem Stück Stoff, aus dem sie ihr Kleid nähte, „Forest by the Sea“, ihrem eigenen Label. Ich bin gerührt, wie sie sich bedankt, dass sie ein Teil meiner „wilden und spannenden Welt sein durfte“. Monique, es war doch unsere gemeinsame, diese verrückte, in der ständig etwas Unvorhergesehenes um die Ecke kam.
Möchte keinen Moment daraus missen, ihr Lachen, ihre ernsten Worte, wenn sie auf ihre besondere Weise eine Augenbraue hochzieht. Oh weh, dann stimmte wirklich etwas nicht. War ich es mal wieder mit meinem Tempo ohne rechts und links zu schauen? War wohl so. Sie ermahnte mich, etwas Neues zu entwickeln, mich nicht selbst zu kopieren, besser zu planen, das Team zu involvieren.
Ich habe auch einen Brief an sie geschrieben. Es wäre ihr zu privat, würde ich ihn hier veröffentlichen. Nur soviel, ich habe sie beglückwünscht zu ihrem Schritt, etwas Neues zu starten, sich um ihre eigene Kollektion zu kümmern, die in ihrer Sprache so ganz anders ist als meine. Ich ahnte diese schleichende Veränderung, wenn ich sie morgens anschaute. Ich kenne das Gefühl, wenn sich nichts bewegt sich, sich jeder Tag gleich anfühlt. Dann muss man mutig sein und gehen.
Nun wird es eine große Herausforderung, sich selbst zu motivieren, sich mit seinen Zweifeln auszuhalten. Dafür wird sie viele Freunde brauchen, die sie stützen und begleiten, wenn es stockt, wenn das Geld fehlt, wenn die Inspiration ausgeht, und alles nach vorne unmöglich erscheint. Lord und Lady Knitter, sie hat ihren Mann an ihrer Seite. Und wir bleiben ihr erhalten, einmal Team, immer Team.
Vielleicht gibt es irgendwann mal eine kleine Ausstellung mit ihren Teilen bei uns. Wer weiß. Ich umarme sie, meine wertvolle Begleiterin in all den Jahren, meine Monique alias Dorothy, die mit dem Hündchen in ihrer eigenen Zauberwelt landet.
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