In der Mode braucht man stahlharte Nerven. Nie läuft etwas, wie es soll. Pausenlos ist das Hirn mir gedanklichen Umleitungen beschäftigt. Und wer darüber das Lächeln im Gesicht verliert, der hat komplett verloren. Detailarbeit. Show Business. Storytelling. Nun kommt eine weitere hübsche Geschichte dazu: Die von dem rosa-pinken Muschel Schal. Und wie alle guten Geschichten, besitzt sie keinen wirklichen Anfang und kein wirkliches Ende …

Fangen wir bei Alexander von Humboldt (1769 – 1859) an und einer kleinen Zeichnung, die um 1811 entstand. Der große Naturwissenschaftler, Entdecker und einer der letzten Universal-Genies hatte einige seiner bedeutendesten Reisen schon hinter sich, war den Orinoco Fluss entlang gefahren und hatte den Chimborazo bestiegen.

Er hatte gelernt zu beobachten, zu skizzieren mit Worten und mit dem Zeichenstift, der Rest war „archiviert“ in seinem genialen Gedächtnis. Er lebte zu der Zeit in Paris. Napoleon beherrschte Europa, hatte sich gerade von Josefine scheiden lassen und Marie-Louise von Österreich geheiratet. Der russische Feldzug lag noch vor ihm (1812).

Warum ich das erzähle? Wenn ich auf die Muscheln schaue, dann sehen sie so friedlich aus, in ihrer bescheidenen vollendeten Schönheit. Wie ein Stück Ewigkeit in ihrer Harmonie der Linien und Formen.

Humboldt hatte sich in seinem Studium des Bergbauwesens mit Flechten und Plizarten beschäftigt, er stellte Verwandtschaftstafeln auf, schaffte Bezüge, Standort, Luft, Umweltbedingungen. Von hier aus übertrug er das strukturelle Wissen auf alles andere, auch auf die Muscheln, veröffentlicht in den Ansichten der Natur.

Neben den großen Muscheln, die schon unsere Blusen zieren, sind die kleinen Muscheln das zweite wichtige Motiv der Kollektion. Die ersteren besitzen den beigefarbenen Untergrund, wie das Papier, das Humboldt benutzte, die nun folgenden sind mit einem sanften Pink unterlegt, das in diesem Frühjahr Trend ist.

Erste Andrucke entstanden. Wir wählten einen Seiden-Twill, etwas schwerer als das Crêpe de Chine, und damit besonders geeignet auch für Schals, um den Hals geschlungen, wie Humboldt seine Foulards trug.

Ich liebe diese schöne Oberflächenstruktur mit dem gedrehten Garn (Twill). Das Basis Material lagerte bereit in Oberitalien, dann war es plötzlich verschwunden, jemand anderem zugeteilt, es gab Nachschubprobleme … So ist es im Moment weltweit und zwingt uns zu einer neuartigen Geduld und einer verlängerten Vorfreude.

Mit dem Prototypen laufe ich schon viele Wochen umher, zuletzt bei unserem IT’S A DIENSTAG. Ein eiliger Blick in den Spiegel, geschwind schlinge ich mir die weiche Seide um den Hals, stürze in den Tag, vergesse wie ich aussehe, bis ich wieder an einem Spiegel vorbei komme … Und dann lächelt mich das frische Pink an.

Endlich ist der Stoff fertig, so dass die ersten Schals entstehen, mit Nummern versehen, die ihr Euch auswählen dürft. Einfach als Kommentar in die Bestellung schreiben. Die Eins ist meine … Wie wäre es mit der Zwei, der Drei, der Zwölf , dem eigenen Geburtstagsdatum…? – Ihr seid es nun, die die Geschichte der Muscheln fortschreibt.