Es sollte ein besonderer Abend werden, überraschend, so, wie es mir am liebsten gefällt. Unser Talk-Gast ist Nils Schäfer, der Yoga-Lehrer, von dem Carmen schon eine Weile schwärmt. Sie hatte den Event vorbereitet. Meine Vorbereitung war gleich Null, ich habe keine Ahnung von Yoga und mich entschieden, einfach unwissend zu sein wie ein Kind, passend zu meiner Kollektion: Childhood.

Stola Lampione. Das Foto entstand ein paar Stunden zuvor bei Jefferson im Friseursalon Nicolaisen.

Es beginnt mit einem Umweg über den kreativen Prozess meiner letzten Monate, der Beschäftigung mit meinen frühkindlichen Ängsten, den Geistern und Monstern. Ich erzähle von den Bildern und trage die soeben fertiggewordene Stola mit dem Mädchen, das sich schlafend auf den Baum kauert, der fahl-gelbe Mond über ihr. „Lampione“ nannten es die italienischen Stoffdrucker. Es besitzt für mich eine ungeahnte Kraft.

„Was ist Yoga?“ frage ich Nils und gebe offen zu, mich nicht einmal im Schnellgang belesen zu haben. Macht nichts, wie wir feststellen, im Gegenteil, es wird zu einem Lehrstück, wie weit man kommen kann, wenn man nichts weiß. Der Vorteil des „beginner’s mind“, wie Anja mir später verrät.

„Wir sind nicht unsere Gedanken“,

antwortet er mir ruhig, selbstbewusst, mit dieser warmen schwingenden Stimme. Es verblüfft mich, endlich einmal nicht die vorauseilende Glückseligkeit, die sich für mich mit diesem Begriff verbindet. Ein großer universeller Überbau, schlicht verkündet.

Von da ab an nimmt das Gespräch einen wunderschönen Verlauf, in dem sich meine Kollektion mit seinem Verständnis von Yoga als alter buddhistischen Lehre verbinden. Im Wechsel bin ich mal die Fragende und die Erzählende.

Nils demonstriert das Atmen, wie man lernt, sich darüber selbst zu betrachten, behutsam und liebevoll. Spüren, wie man mit allem verbunden ist. „Wir atmen alle die gleiche Luft“, ergänzt Katrin, ebenfalls eine begeisterte Yoga-Anhängerin, die darüber ihren Kopf wieder frei bekommt.

Die Runde übernimmt, insbesondere Katharina, die Freundin und Theologin, Meditationslehrerin. Was Nils erzählt, gehörte früher auch in den Gottesdienst, wie sie anmerkt. Die Ruhe zwischen den Kirchenbänken, das gemeinsame Singen und Beten. Die Hingabe an den Glauben und seine Rituale sind der Kirche verlorengegangen.

„Ihr habt das bessere Marketing, Eurer Haus voll und bei mir ist keiner“, so sagt sie mit einem ironischen Lachen. Yoga als Ersatz-Religion?

Ich bin Nils dankbar, dass er es Angebot versteht mit verschiedenen Ebenen: die Übungen, die Mediation, die Beschäftigung mit alter Schriften und Überlieferungen sowie die gemeinsamen Sprechgesänge. Am Ende nimmt er sein Harmonium raus, wir schließen die Augen und geben uns ein wenig den Melodien und den tiefen vibrierenden Lauten hin.

Dunkel wird der Gesang und erdig, so wie die Farben meiner Kollektion. Immer wieder muss ich den Bogen dorthin schlagen. Ein Weg, der vom Dunklen zum Hellen führt, wie Alex überraschend mir beipflichtet. Genauso.

Die Yoga-Insider hätten vielleicht noch mehr spezifische Details hören wollen. So ein Talk ist zu kurz für alle Themen. Diesmal haben wir uns einen Ausflug gegönnt, in das, was so viel mehr ist als der Kopf und die schwirrenden Gedanken dort drin. Danke Nils Schäfer.

Am nächsten IT’S A DIENSTAG geht es weiter mit den Wörtern und Botschaften, die wir aussenden und austauschen. Das Salon-Gespräch wird uns zu den Tolteken im Mexiko des 9. – 12. Jahrhunderts führen und welche Konzepte westliche Philosophen haben. Unser Gast ist meine Tochter Roma Tyszkiewicz. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de