Es ist ein ungewöhnlicher IT’S A DIENSTAG, der mir nachklingt mit Worten und Melodien, die sich wieder in Sprache verwandeln. Universell, humanistisch geprägt und verständlich für jede und jeden, der ihr nachfühlt. „Reden wir über die Welt“, so betitelte Olena Kushpler den gestrigen Abend. Sie ist mein Talkgast, und es macht mich stolz, diese schöne, ungewöhnliche Frau und Konzertpianistin an meiner Seite zu haben.

Mit ihrem warmen slawischen Tonfall und ihrem Vortrag wird die Poolstrasse 30 zu einem wahrhaftigen Salon. Ich nehme Euch heute an die Hand und führe Euch in meine musikalische Nacherzählung. Sucht Euch eine ruhige Ecke, lest und hört zu.

Wir folgen den Klängen von Arvo Pärt (*1935 Estland) für Anna-Maria. Still ist es in der Runde, ja beinahe feierlich. Die Musik füllt den Raum und macht aus uns zusammengewürfelter Gruppe ein vertrautes Wir.

Olena mit ihrem Mann, Gregor Burgenmeister

Olenas Geschichte beginnt in Lwiw (Lemberg) in der Ukraine. Die Mutter ist ebenfalls Pianistin, der Vater Opernsänger. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester besuchte sie schon früh eine Schule, die Musiktalente förderte. Es folgte das Studium an der Musikhochschule in Lwiw, von dort ging es weiter an die Hochschule für Musik- und Theater in Hamburg sowie nach Köln mit dem Schwerpunkt Kammermusik. Nach den kurzen Skizzen aus ihrem Lebenslauf drängt es wieder in die Welt der Töne.

Wir hören Olena, die Federico Mompou (1893 – 1987) spielt. Er ist Katalane, schwierig, lebte zurückgezogen. Keine Note durfte bei ihm zu viel, keine zu wenig sein. Die Zwischenräume werden gefüllt mit dem Ungesagten. Unter uns gestern ist auch der Philosophie Professor Francisco José Soler Gil (genannt Paco) aus Sevilla. Er liebt diese Musik. Nun ist es die Ukrainerin Olena, die sie ihm erneut nahebringt.

Kurz lästere ich über mich selbst, die ich vor ein paar Tagen hektisch und abgelenkt in ihre Musikaufwahl auf Spotify reinhörte. Nichts hatte ich kapiert! Aber nun kann ich es plötzlich fühlen. Wie einfach Verstehen ist, wenn die Sinne übernehmen.

Das nächste Stück stammt von dem tschechischen Komponisten Leoš Janáček (1854 – 1928). Erneut geht es um „Sprachmelodie“. Die Pianistin führt uns in seine und in ihre Geschichten. „Beeindruckend, wie sie es schafft, den Hörer zu fesseln. Da scheint die Zeit stillzustehen“, schrieb einst NDR-Kultur. Und genauso ging es uns, obwohl die Musik nur aus einer einfacher SONOS Box kam. Während ich lausche, lese ich in Gedanken in unserem „Childhood Buch“.

Rechts im Bild, zarte Tuschzeichnungen von Olena Kushpler (€ 450)

Wir sind bei einem nächsten wichtigen Kapitel im Leben von Olena Kushpler, die mit Roger Willemsen Konzert-Lesungen vorführte. Heute sind es Ulrich Tukur oder Barbara Auer, mit denen sie ähnliche Events gestaltet. Das nächste findet am 15.2.2025 im St. Pauli Theater in Hamburg statt. Sie spricht von Literatur und den von ihr geschätzten Schriftsteller*innen, darunter die ukrainische Poetin Lina Kostenko (*1930 Kiew), den meisten von uns unbekannt.

Und so öffnete sich an dem gestrigen Abend eine Tür nach der anderen hin zu einer spirituellen Welt und einer Zukunft, in der Frieden und Miteinander über Grenzen hinweg möglich erscheint.

Am Ende hören wir noch Manuel de Falla (1876 – 1946) „El pano moruno!„. Sie begleitet am Flügel ihre Schwester Zoryana, die in Wien lebt. Was für wunderschöne Stunden, wie sie es in dieser Form noch nie bei uns gab. Danke Olena! Ich freue mich schon sehr auf unsere Arbeit an der Konzert-Lese-Reihe Childhood.

Abschließend bittet Olena Kusphler um eine Spende für das Projekt ihrer Nichte Mascha, die in der Ukraine Tieren das Leben rettet. Animal Adoption. Paypal: animaladoption.ua@gmx.de oder Euro-A-Bank IBAN UA763077700000026002111184624