Zuerst wollte ich diesen Beitrag überschreiben mit „Salon-Konzert“, es bedürfte jedoch einer ausführlicheren Erklärung, denn das, was uns Maren Werner und Thomas Hagedorn gestern boten, war weniger ein „Konzert“ als ein intimer „musikalischer Vortrag“, der den Gedanken unseres IT’S A DIENSTAG vervollkommnete. Wir fühlten uns durch sie und mit ihnen zurückversetzt in das frühe 19. Jahrhundert.
Maren studierte Gesang in Frankfurt am Main und in Freiburg, Thomas klassische Gitarre an der Hochschule für Theater und Musik in Hamburg. Erst seit kurzem sind sie ein Duo, sensibel im Miteinander von lauten und leisen Tönen. Ihr Repertoire verwandelte die Poolstrasse 30 atmosphärisch in einen kultivierten Salon des 21. Jahrhunderts.
Diese Musik zwischen Klassizismus und Romantik heftete sich an die Kleidung, an die Wände, verband sich mit den Muscheln von Alexander von Humboldt, der in die gleiche Zeit hineingehört. „Es wird bleiben“, wie die Sängerin am Ende sagte, zusammen mit der Erinnerung an einen zauberhaften Abend.
Die einzelnen musikalischen Vorträge wurden durch kurze Gespräche und Erläuterungen unterbrochen. Zunächst plauderten wir über Mauro Giuliani (1781 – 1829), dem Italiener, der in Wien lebte bis ihn Geldprobleme und manch anderes Ungemach vertrieben, und er zurück nach Venedig und dann nach Rom kehrte.
In den ausgewählten Stücken geht es um Liebe, was sonst, um diese Fesseln, die so viel köstlicher sind als die Freiheit, wie es in dem Lied heißt. Zart und heftig verweben sich die Klangphrasen miteinander, lassen ein skizzenhaftes Gemälde von Emotionen entstehen. Wir lauschen mit Begeisterung, die Musik ist plötzlich ganz nah an uns herangetreten.
Thomas beschreibt die Musik von Giuliani, wie modern er die Akkorde verschiebt und damit aus der Perfektion in eine offenere Form überleitet. Anspruchsvoll sind die Kompositionen für Gitarre.
Spielt: Mauro Giuliani, Variationen über eine Romanze aus La Gloire e L’amour op. 105
Ich taste mich voran, habe mich ein wenig belesen und doch ist es nicht das Terrain, auf dem ich mich besonders auskenne. Ein wenig spekulativ addierte ich das Wissen mit meinen sonstigen Kenntnissen von dieser Epoche, dem Beginn der Salons, Goethe, Humboldt, John Keats. Ich mag dieses Zeit.
Thomas und ich rangeln um Zuordnungen und Jahreszahlen: Klassizismus, Romantik, Biedermeier, Mozart und Beethoven. Er sollte Recht behalten, das Biedermeier beginnt mit dem Ende des Wiener Kongresses 1815. Die ausgewählten Stücke reichen in diese Zeit hinein, tragen in sich noch das Vergangene und die Umbrüche dieser Jahrzehnte.
Der zweite Teil ist Fernando Sor (1778 – 1839) gewidmet. Sein Leben verlief ungewöhnlich, es führte ihn von Spanien nach Moskau an den Hof, London, Paris, nicht immer ließ er sich auf die richtigen Allianzen ein. Maren und Thomas präsentieren uns kurze spanische Seguidillas (Tanzlieder), die Sor in London komponierte als Sehnsuchtsmelodien an seine Heimat.
Spielen und singen Fernando Sor: 4 Seguidillas
Die beiden kann man buchen für Events, auf denen es neben allem anderen auch um das Zuhören geht, man die Qualität ihres musikalischen Vortrages wertschätzt. Gerne leiten wir Anfragen weiter.
Mein Dank an Euch für diesen schönen Abend mit dieser kurzweiligen und anrührenden Entführung in die musikalische Liebelei des frühen 19. Jahrhunderts.
Ich freue mich, dass wir auch den neuen Generalkonsul von Argentinen, Mariano Pagliettini, begrüßen konnten. Er versucht ebenfalls am nächsten IT’S A DIENSTAG dabei zu sein, wenn meine Freundin, Katrin Sachse, stellvertretende Chefredakteurin BUNTE und Chefredakteurin BUNTE Quarterly, unser Gast sein wird. Voranmeldungen unter: info@romaetoska.de
MUSCHEL CHIFFON TUCH, CREME
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