Ein paar Überschriften habe ich ausprobiert, während ich Herbert Grönemeyers Lied „Männer“ von 1984 lausche. Ich sitze im Zug, auf der Sitzbank gegenüber liegt die signierte Ausgabe von „Younger sän ewer. Da geht noch was!“ (2022)  Und wer das nicht gleich versteht, dem hilft der dazugehörige Textbutton: „Was Sie schon immer über den Mann ab 50 wissen wollten …

„Der Mann“ also, dazu nehme ich das Ausrufezeichen in die Titelzeile, obwohl mich gleich Zweifel und Protest beschleichen. Gibt es ihn denn, diesen einen Mann? Wir werden sehen.

Gestern an unserem IT’S A DIENSTAG hatten wir es auf jedem Fall mit einem Exemplar aus dieser geliebten, gebrauchten, vermissten, ersehnten, unverzichtbaren Spezies zu tun: Hinnerk Baumgarten, Journalist, Moderator des Roten Sofas (NDR) und Buchautor.

Natürlich habe ich vorab schon in der Lektüre gelesen. Nachts im Bett oben einsam im Tempel von 1844, beim Frühstück, beim Friseur, während mir die Haare gewaschen wurden, beim Fönen, ab und an nur unterbrochen, wenn ich die Brille kurz ablegen sollte, im Bus…

Ich amüsiere mich köstlich, da zieht einer vom Leder, wie er sich empfunden hat in den verschiedenen Situationen seines Lebens, mit Blumen und Teddy-Hund auf dem Weg zur Geliebten, bei der Darmspiegelung, an der Seite des todkranken Vaters. Ehrlich und autentisch: Hinnerk.

Ich mag ihn, wer sollte ihn nicht mögen. Wir alle, die wir so zahlreich da sitzen in der Poolstrasse 30, mögen ihn, auch die paar Männer, die dazwischen sind. „Metrosex“ sagte man einmal über den Fussballer David Beckham. Hinnerk, bist Du das auch?

Hinnerk Baumgarten mit Gabriele Pochhammer, Partnervermittlung Hammer-Herz

Er würde sein mitreißendes Weiße-Zähne-Lachen zeigen, „warum denn nicht“ sagen und fragen, ob er noch das Kapitel über „Viagra“ vorlesen soll. Wir lachen uns schlapp. Ich lach mich schlapp. Der arme Mann!

Natürlich sind wir per Du, lässig, sonst würden wir uns ja „alt“ fühlen, wie er schreibt. Aber solche Typen wie er „duzt“ man und möchte von ihnen wieder „geduzt“ werden, lässt sich vertraut in den Arm nehmen, um sich herrlich auszuschütten vor Lachen über all den „Scheiß“ (Entschuldigung) rundherum, der irgendwie doch auch komisch und nachdenklich ist mit der Verrücktheit des Jungen an der Seite, der den Zeitpunkt für seinen Heiratsantrag an die Herzdame so unglücklich gewählt hat.

Wir hätten ihn besser beraten, so heißt es schnell in der frauendomierten Runde. Ich mag ihn dafür, habe selbst ein schlechtes Timing für solche Offenbarungen. Er hat es jedenfalls gesagt, hat etwas gewagt, einfach so, ohne groß nachzudenken, fährt da durch die Nacht über Grenzen und steht bedrübbelt im Regen, ist sich nicht zu wichtig, auch mal „abzuloosen“ (wie es so schön heißt).

Ist das nun ein Buch für die Frauen, um den Mann zu studieren? Warum nicht, wir sollten nichts auslassen für Erkenntnisgewinn. Die Männer könnten es aber auch kaufen, um zu lesen, wie einer ihr System bestätigt und gleichzeitig offen und phantasievoll damit umgeht. Eine Empfehlung!

Nächsten IT’S A DIENSTAG, 18. Oktober 2022, ab ca. 17:30 – 20:00 Uhr ist meine Tochter Roma (28) unser Talkgast. Sie hat Philosophie studiert, eine Ausbildung zur Köchin für französische Spezialitäten absolviert und wird von sich, der wunderschönen Île de la Réunion und ihrer Küche erzählen. Unbedingt auf Voranmeldung: info@romaetoska.de